Panoptikum der Stellplatztechnik

  • In der Hecke



    Herbstlicher Besuch der Campingmesse 2014 in der Landeshauptstadt. Die erste Nacht stehen wir mit dem nagelneuen Pössl auf einem Großparkplatz direkt neben dem Messegelände. Am zweiten Abend suchen wir jedoch einen richtigen Stellplatz mit Wasser und Strom. In einem Wohngebiet am Stadtrand werden wir fündig. Wir kommen unangemeldet. Der Betreiber empfängt uns trotzdem bereits in der Einfahrt. Eigentlich wäre er schon voll belegt, aber ganz hinten links in der letzten Ecke könnten wir noch hinpassen. Wie gut, dass der Kasten so kurz ist.



    Der Platz ist in mehreren Terrassen angelegt, die Böschungen als Steingärten und Blumenrabatten gestaltet. Drumherum Büsche und mannshohe Hecken. Wir quetschen uns auf den zugewiesenen Fleck hauteng an die Hecke dicht vor einen Klaufix. Eine Baustelle mit Erdarbeiten. Hier werden offenbar noch weitere Parzellen in den Hang gebaggert. Heute egal, wir wollen hier nur eine Nacht bleiben. Hauptsache es gibt Strom. Dieser Platz bietet Überraschendes. Familiäre Atmosphäre, Saunabad, Brötchenversorgung mit zig Sorten, ausführliche persönliche Beratung über mögliche Freizeitaktivitäten usw. Die gesamte Infrastruktur ist liebevoll selbstgebastelt. Erst am nächsten Morgen realisiere ich, dass wir direkt vor der V/E platziert wurden.



    Sie ist minimalistisch in die Hecke integriert, wie die Geräteablage eines Kleingärtners. Man könnte sie glatt übersehen. Holzpfähle, Wasserhähne und Steckdosen sind ja in Gärten nichts Besonderes. Feuerlöscher – vorbildlich, aber nicht ungewöhnlich. Beleuchtung – warum nicht. Wäre da nicht das Körbchen mit der Klobürste. Und wieso hat der Gärtner da unten sein Mittagessen abgestellt? Man muss schon genau hinsehen. Der vermeintliche Suppentopf deckelt den Einfüllschacht für die Klokassetten.



    Das Gesamtkunstwerk erinnert ein bisschen an eine Skulptur von Lyonel Feininger und kommt ganz ohne Münzautomaten aus. Wie richtige Kunst ist es aber nicht gratis zu haben. Nutzt man das Angebot, wird die verführerisch niedrige Stellplatzgebühr (7,50€) ganz fix zweistellig. Strom pro Tag 1,50 €, Kassette ausleeren 1,50 €, Grauwasser ablassen 1,50 €, Frischwasser auffüllen ebenfalls 1,50 €. Kasse des Vertrauens? Nicht ganz. Ringsherum starren Kameras, dass jeder die Spielregeln brav einhält. Die Überwachungstechnik schreckt hoffentlich auch böse Buben ab. An den Masten hängen keine Attrappen. In der Rezeption kann man die Bildschirme sehen. Wir sind trotzdem dankbar für die freundliche Aufnahme und die sehr ruhige Nacht.


    Nachsatz.

    Die Platzgebühr hat inzwischen kräftig angezogen. Der Suppentopf steht nun durch ein zusätzliches Rohrknie etwas höher und leicht schräg. Auf Bildern im Netz scheint ein Schloss dran zu hängen. Geblieben ist der Charme und die gärtnerische Anmutung der Anlage.


    J+J


    (PS: Exemplarisches Beispiel. Bitte keine offene Nennung von Stellplatznamen o. Ä.)

  • Abgestellt


    Unter diesem Felsen strahlt Uran und es ticken Geigerzähler – tatsächlich! Hinter den dicken Balken liegt ein alter Bierkeller in dem frühe Nuklearforschung am authentischen Ort besichtigt werden kann. Wir riskieren eine angemessene Dosis. Als wir wieder an der Sonne sind, steht sie schon tief.



    Für die Übernachtung finden wir nahebei einen kostenlosen Stellplatz. Am Rande des Parkplatzes wurden sechs Buchten mit weißen Strichen und Schildern abgeteilt. Zwei Mobile stehen bereits da. Dazwischen sind noch zwei Plätze frei, rechts zwei weitere. Wo hinstellen? Die Stromsäule steht ganz links. Bis zur letzten Parzelle ganz rechts könnte es knapp mit dem Kabel werden. Wir fahren deshalb links neben den TI und stellen uns so weit es geht an den linken Begrenzungsstrich. Zum Nachbarn bleibt über eine Wagenbreite Abstand. Kurz nach dem Foto springt der Motor des TI an, er rollt rückwärts von den Keilen und parkt genau eine Parzelle weiter rechts wieder ein. Wie ein Huhn das auf der Stange ein Stück wegrutscht, weil es vom Nachbarhuhn gehackt wurde. Haben wir aber nicht. Nicht geschrien, nicht getobt, keine Ausrüstung herumgeworfen, nichts hingeschüttet, nichts angezündet, (noch) nicht geschnarcht. Wir grübeln, was wir wohl falsch gemacht haben. Unsere Schiebetür wird flüsterleise von einem kleinen E-Motor eingerastet. Das kann es also auch nicht gewesen sein. Scheinbar liegt das unsichtbare Problem nicht bei uns, sondern beim Nachbarn.



    Die Stromsäule hat sechs Steckdosen, die für einen Euro acht Stunden Strom abgeben. Wichtig, dass man zunächst per Drehschalter die gewünschte Dose wählt und danach erst die Münze einwirft. Nur welche Dose? Andere Stromsäulen mit Abrechnung nach Kilowattstunden sind mir eigentlich lieber. Auf den Anschlüssen ist dort oft noch ein kleines Restguthaben vom Vorgänger. Damit kann man gut testen, ob die betreffende Steckdose überhaupt funktioniert. Bei diesem Ding hier muss man blind raten. Der Hinweis auf 1500 Watt Maximalbelastung ist gut gemeint, verhindert aber nicht, dass mancher Vorbenutzer mit Heizlüfter, Kaffeemaschine oder Riesenföhn trotzdem die Sicherung durchknallt. Man sieht es den Anschlüssen nicht an und kommt auch nicht an die eingekerkerten Sicherungsautomaten, um sie wieder einzuschalten. Wer sich dann als nächster nach dem Kaputtmacher anschließen will, ist angeschmiert. Man merkt es erst, nachdem der Euro schon gespendet ist. Wir haben „Glück“, bereits die zweite Steckdose funktioniert.



    Auf der anderen Straßenseite liegt ein großes Freibad. Das wird aber nur im Sommer betrieben. Gleich neben dem Stellplatz befindet sich die Feuerwache. Heute gibt es keinen Alarm. Als die letzten spielenden Kinder heimgegangen sind, herrscht himmlische Ruhe.



    Feuerwehr und Schwimmbad sind naturgemäß Wasser-Großverbraucher. Da sollte etwas Trinkwasser für ein paar Womos auch möglich sein. Tatsächlich steht dazu am Rand des Platzes eine guterhaltene ST-SAN bereit. Am Bändel hängt ein Zusatztrichter für schwer erreichbare Ablässe. Nettes Gimmick, brauchen wir aber nicht. Vorne klebt ein aufwändig gefrästes Dauerschild "Wintermonate Wasser abgestellt". Klar, Frostgefahr. Offiziell endet der Winter im März. Wir haben jetzt schon April und seit Wochen herrschen Plusgrade. Sollte also eigentlich fließen. Ich probiere die verschiedenen Hähne und Knöpfe. Da fließt erst mal nix.



    Um den Münzschlitz an der Rückseite verraten Spuren, dass er anscheinend im Winter zugeklebt war. Nun ist er freigelegt. Neue Hoffnung keimt auf. Soll ich einen Euro riskieren? Ich tu es. Klick… doch kein Wasser! Mist! Hoffentlich hat wenigstens die Feuerwehr welches und das Schwimmbad, sobald dieser schwäbische Winter amtlich beendet wird.



    Wieder was gelernt. Da der Platz ansonsten gebührenfrei ist, sind zwei Euro halbfreiwillige Spende aber zu verschmerzen.


    J+J


    (PS: Exemplarisches Beispiel. Bitte keine offene Nennung von Stellplatznamen o. Ä.)

  • Rappelpiep


    Eine der ersten Womotouren führt uns im Frühjahr 2014 an die obere Donau. Wir waren da noch nie. Alles ist neu. Versickerung, Blautopf, bissl Radfahren, Postkartenmotive suchen. Wir wählen bevorzugt Nebenstraßen um Erfahrungen mit dem Kasten zu sammeln und erleben „norwegische Momente“. Ein paar enge Serpentinenstrecken und Einspurtunnel geben einen kleinen Vorgeschmack auf die geplante Skandinavienreise.



    Zur Übernachtung finden wir diesen kostenfreien Stellplatz mit Aussicht auf die Schwäbische Alb. Im Umfeld gibt’s ein Schwimmbad, Sportplätze und eine große Schule. Man steht also im Brennpunkt mehrerer Lärmquellen. Es ist aber der erste Mai, Feiertag – also schulfrei, die Sportplätze sind menschenleer und das Bad hat so früh im Jahr sowieso noch nicht geöffnet. Wir genießen eine sehr ruhige Nacht.



    Gleich gegenüber haben wir am folgenden Morgen unser erstes Rendezvous mit einer dieser luxuriösen Sani-Stationen. Später sehen wir die Dinger in BaWü noch oft.



    Die Designer wollten Perfektion und haben sich alle Mühe gegeben, dem massigen Klotz einen Anschein von Unangreifbarkeit zu verleihen. Das hat Vandalen nicht davon abgehalten, die Bedienungsanleitungen zu zerkratzen.



    Besser man liest trotzdem erst mal was da steht und denkt drüber nach. Sani-Stationen haben ihre Tücken. Diese hier will Eurostücke. Wie wir später sehen, gar keine Selbstverständlichkeit.



    Trotz der Risse ist der Text noch zu erkennen. Es gibt zwei Programme. Beide haben eine Zeitbegrenzung. Punkt 1 „Münze einwerfen“ sollte man deshalb erst mal vertagen und zunächst alle auszuleerenden Behälter heranbringen, bevor man den Euro in den Schlitz steckt. (Wer Frischwasser auffüllen will, sollte ebenfalls erst den Trinkwasserschlauch anschließen, ehe er Geld in die Hand nimmt. Fünf Minuten sind schneller um, als man denkt.) Nun müssen zwei Tasten in der richtigen Reihenfolge gedrückt werden. In diesem Moment ist es mit der Ruhe vorbei.



    An der Rückseite beginnt es laut zu piepen und zu rappeln. Langsam und geräuschvoll hebt sich hinten ein kleines Rolltor. Gleichzeitig wenden sich alle Umstehenden dem Krach zu und man steht plötzlich im Mittelpunkt des Interesses. Viereinhalb Minuten hat man nun, um unter allseitiger Anteilnahme die Kassette und den Grauwassereimer auszuleeren und nachzuspülen. Der Erfinder dieser Säulen hatte die Grauwasserablässe der Kastenwagen offenbar gar nicht auf dem Schirm. Die Stadt hätte einen einfachen Bodeneinlauf installieren können. Hat sie aber nicht. Der Zeitraum ist viel zu kurz um Eimer für Eimer einen vollen Grauwassertank zu lenzen. In der Anleitung wird ein Abwasserschlauch erwähnt. So was besitzt unser Kasten aber nicht. Ich sollte vielleicht für die Zukunft einen nachrüsten?



    Sobald die Zeit abgelaufen ist, schließt sich die Blech-Jalousie wieder. Piep… Piep… Rappelrappel – Ende der Vorstellung. Eigentlich wollte ich noch ein Foto vom Innenraum knipsen. Zu spät.


    Das ist nun über sieben Jahre her. Der Platz ist nicht mehr gebührenfrei. Bilder im Internet zeigen, dass Hecken und Bäume schön gewachsen sind. Die zerkratzten Aufkleber an der Säule wurden erneuert. Einen Bodeneinlauf gibt’s immer noch nicht, aber wir haben für diesen Fall inzwischen einen Abwasserschlauch an Bord.


    J+J


    (PS: Exemplarisches Beispiel. Bitte keine offene Nennung von Stellplatznamen o. Ä.)

  • Warum einfach


    …wenn’s auch umständlich geht?

    Auf unserer zweiten Tour durch den Südwesten besuchen wir den Kaiserstuhl. Ein Berg mit dem lebensfrohen Namen „Totenkopf“ wird bestiegen. Aussicht auf Weinterrassen und einen Kraterrand der gar keiner ist.



    Dann hinauf auf den Schwarzwald. Wir waren hier noch nie, also ist Rosinenpicken angesagt. Höchster Wasserfall, größte Kuckucksuhr - alles sehr eindrucksvoll. Unser Gas geht allmählich zur Neige. Tauschbuddeln gibt’s an jeder Tanke … oder auch nicht. Die hiesigen Tankstellen führen keine Propanflaschen. In einem Baustoffhandel hinter dem Bahnhof werden wir fündig. Leider besteht wenig Auswahl. Für unsere blitzsaubere Graue bekommen wir eine schäbige Buddel, die scheinbar schon auf Baustellen im Einsatz war. Egal, es ist Gas drin und wir werden nicht frieren. Bis zum Womo müssen wir sie nur hundert Meter schleppen …



    Nachmittags fahren wir den örtlichen Stellplatz unter einem Skihang an. Überall liegt noch Schnee herum. Schon von weitem zu sehen, eine Sani-Station. Naja, kennen wir ja bereits. Es gibt auch einen Stromkasten – prima. Weit und breit kein Parkautomat. Darf man hier kostenlos parken?



    Die Sani-Station glänzt in der Sonne, als wäre sie gerade erst aufgestellt worden. Einen Bodeneinlauf fürs Grauwasser gibt’s hier leider auch nicht, nur zwei runde Gullideckel auf der Straße daneben. Dunkle Streifen verraten, dass jemand versucht hat, seine Duschbrühe dort einzuleiten. Wirklich geklappt hat es nicht. Die Löcher sind zu klein.



    Auch das Bedienpult der Anlage sieht nagelneu aus. Keine Flecken, keine Kratzer, keine Gebrauchsspuren. Sind wir hier etwa die ersten Benutzer? Jungfräuliche Technik? Dann mal her mit der Kassette! Als ich den Euro reinstecken will, geht es nicht. Was’n hier los? Erst jetzt fällt mir auf, dass der Münzschlitz merkwürdige Nasen hat. Da passen nur Spezialchips mit drei ausgefrästen Rillen hinein. Anderswo haben wir solche Dinger schon als Duschmarken gesehen, an einer V/E noch nie. Nun sehe ich mir auch den Stromkasten an. Das gleiche Bild. Auch hier passen nur diese besonderen Chips.



    Nach eingehendem Studium der Aushänge wird die Sache klar. Der Stellplatz ist gar nicht kostenlos. Es gibt drei Möglichkeiten, wo man sich anmelden und auch die passenden Spezialmünzen erwerben kann. Man kann einen Fußmarsch den Berg hinauf zu dem alten Bauernhof machen, oder zur Tourist-Info bzw. zu einem Landhotel in den Ort hinunterfahren. Dazu müsste man den Platz aber zunächst wieder aufgeben und hoffen, dass die schöne Parkbucht nachher immer noch frei ist.



    Wir lassen den Pössl stehen und klettern den Berg hoch. Die Anmeldung im Bauernhof läuft dann wie in einem Hotel mit Ausweis, Meldezettel, Privatanschrift, Belehrung usw. Im Gespräch mit der Kassiererin erfahren wir, dass es zu dieser umständlichen Verfahrensweise extra einen Gemeinderatsbeschluss gibt: "Die wollten das so haben!" Soll vielleicht ein bisschen abschrecken, damit es nicht gar so viele nutzen? Damit erklärt sich auch der gute Zustand der V/E. Wir haben sie letzten Endes auch nicht benutzt und den teuren Spezialchip lieber in den Stromkasten gesteckt.



    J+J


    (PS: Exemplarisches Beispiel. Bitte keine offene Nennung von Stellplatznamen o. Ä.)

  • Der Pol der Unzugänglichkeit


    …liegt tief im Süden wo D fast zu Ende ist. Wir haben vormittags einen Berg bestiegen, der seinem Namen Ehre macht. Man kann da oben tatsächlich weit ins Land schauen. Es gibt sogar eine Seilbahn, die wir aber nicht ausprobieren, da sie nicht in unsere Richtung fährt.



    Am Nachmittag rollen wir vom Gebirge hinunter an den Rhein auf einen kleinen versteckten Stellplatz direkt am Ufer. Hinter einem großen Wohnblock liegen sechs wunderschön gepflasterte aber sehr enge Parkbuchten auf einer dreieckigen Rabatte und genau eine ist noch frei für uns. Gute Sicht auf die Schweiz und das Steuerpult einer Sani-Station. Die steht nämlich im Mittelpunkt der niedrigen Pflanzung vor den Stellplätzen und zieht die Augen magisch auf sich. Ihr Rolltor zeigt zum Fluss. So können die Spaziergänger auf dem Uferweg ab und zu einen Blick in ihre unappetitlichen Eingeweide werfen.



    Damit sie sich nicht einsam fühlt, hat sie Gesellschaft von vier weiteren Freiluftmöbeln. Telekomschrank, Stromkasten, ein Papierkorb und ein Briefkasten für die Anmeldung. Beim Schiffegucken ist dieses Bühnenbild immer irgendwie mit im Blick. Wer dort etwas verrichtet, muss nicht nur mit der kundigen Anteilnahme der anderen Camper, sondern auch mit Zuschauern aus der fünfstöckigen Wohnanlage über dem Stellplatz rechnen. Publikum von allen Seiten. Wir sind die Darsteller in einem Amphitheater. Muss man mögen…



    Strom und V/E wird von Münzautomaten gemanagt. Warum gibt’s dann für die Stellplatzgebühr keinen Parkautomaten? Stattdessen soll man einen umständlichen Fragebogen ausfüllen und zusammen mit 5 Euro in den gepanzerten Briefkasten werfen. High-Tech und Steinzeit gemeinsam in einer Szene.



    Der Stromkasten rechnet nach Kilowattstunden ab. Fünfzig Cent - passt scho. Mit dem I-Knopf neben der Anzeige kann man die Anschlüsse einzeln durchblättern. Falls der Vorgänger was übrig gelassen hat, merkt man gleich, ob auch wirklich Strom aus der gewünschten Dose kommt. Die notwendigen Kabellängen sind akzeptabel. So mag es der Camper.



    Blöd wird’s allerdings, wenn man die V/E benutzen will. Von keiner Seite kommt man mit dem Wohnmobil nahe genug an die Säule heran. Büsche und Rabatten zwingen überall dazu, mindestens eine Wagenlänge Abstand zu halten. Die beiden Zufahrten zum Radweg auf der Rheinseite sind durch Poller versperrt. Man sieht das Dilemma am besten von oben. (Die 3D-Skizze wurde auf einem Satellitenfoto aufgebaut, zeigt also die Platzverhältnisse ziemlich genau.)



    OK, die Kassette kann man hintragen, aber wie viele Eimer Grauwasser schafft man in viereinhalb Minuten abzuzapfen und hinzuschleppen? Wir haben extra für schwer erreichbare Einläufe einen Grauwasserschlauch dabei, aber so lang ist der bei weitem nicht. Man könnte vielleicht einen großen Rolltank verwenden? Haben wir nicht. So ein Mist. Genau das dachte wohl auch der Vogel, der Ebensolchen auf dem Bedienpult hinterlassen hat. Wir können dem Kommentar des Vogels nur zustimmen.



    Und wie soll man hier Frischwasser auffüllen? Wir haben zehn Meter Trinkwasserschlauch an Bord. Könnte von unserem Mittelplatz aus gerade so reichen, aber nur wenn wir den Kasten umdrehen und mit dem Heck zur Säule gewaltsam in der Hecke einparken. Wer weiter außen steht, hat keine Chance. Portionsweise mit der Gießkanne oder einem Kanister auffüllen? Man hätte fünf Minuten Zeit, bis sich der Wasserhahn wieder sperrt. Wie oft müsste man das Programm neu starten, um den Tank einigermaßen voll zu bekommen?


    Ach so, ich vergaß zu erwähnen, jeder Neustart dieser Säule kostet 2 Euro.



    Der Planer des Stellplatzes hat das Alles vielleicht ganz bewusst so eingerichtet. Theater braucht Konflikte, sonst wird das Stück langweilig. Zuschauer sehen viel lieber auf schuftende, rennende, schleppende, schwitzende, schimpfende und tobende Schauspieler, als auf unbewegliche Langweiler, die sich nur in der Sonne räkeln.


    Auch hier ist die Platzgebühr inzwischen kräftig erhöht worden. Auf einigen Luftbildern sieht es so aus, als würde einer der Poller fehlen. Ob man die V/E neuerdings über den Radweg anfahren kann? Keine große Verbesserung, denn dort ist der schwarze Papierkorb im Weg. Unser Abwasserschlauch wäre immer noch zu kurz.


    J+J


    (PS: Exemplarisches Beispiel. Bitte keine offene Nennung von Stellplatznamen o. Ä.)

  • Berg und Tal


    Der Plan für Oktober: vom Königssee zum Bodensee die deutsche Alpenstraße entlang immer im Zickzack die Alpen rauf und runter zu fahren. Zu Beginn haben wir auch ganz passables Wetter.



    Am ersten Abend landen wir auf einem Campingplatz im Wald. Die Saison ist vorbei. Himmlische Ruhe. Drei Viertel des Platzes Dauercamping mit aufgebockten und eingehausten Wohnwagen in Winterstarre, viele ohne Räder oder Nummernschilder. Vor der Schranke ist ein großer Bereich für das reisende Womovolk abgeteilt. Dort stellen wir uns hin. Freie Platzwahl. Mit uns stehen nur drei weitere Mobile da.



    Eine hölzerne Planke stellt die Parkordnung klar. Sie hält außerdem Steckdosen und Wasserhähne bereit. Das Wasser kommt aus einem großen Betonring. Könnte ein Stück von einem Einstiegschacht gewesen sein. Statt einen Deckel drauf zu legen, wurde die Öffnung zubetoniert. Erst auf den zweiten Blick erkennt man, dass die Betonfläche nicht eben ist, sondern sich am Wasserrohr leicht hügelig aufwölbt und vorne links sanft zu einer Senke neigt. Dort am niedrigsten Punkt gibt es ein kleines Einlaufgitter. Auch ohne Erklärschilder kommt man schnell dahinter, dass hier das Abwasser hineinlaufen soll. Tut es auch.



    Solche Betonringe mit Wasserhähnen sind überall im Gelände an strategisch günstigen Stellen verteilt. Kein Camper muss wegen Trinkwasser oder Abwasser weit laufen. Hier zum Beispiel rechts neben der Grillhütte. Die freistehenden Wasserleitungen sind zusätzlich mit 100er Abflussrohren umhüllt und dadurch einigermaßen frostsicher. Der Beton ist stabil und ragt hoch genug aus dem Boden, um die Aufbauten vor rangierenden Autos zu schützen. Dass die selbstgebastelten Anlagen schon lange im Gebrauch sind, verrät der Bewuchs und die fleckige Patina.



    Auf einigen Ringen steht zusätzlich ein kurzes großkalibriges Abflussrohr. Der prüfende Blick unter den lockeren Plastedeckel und ein kurzes Schnuppern bestätigen die Vermutung, hier soll man die Klokassetten reinschütten. Auch solche Versionen haben an der tiefsten Stelle eine Mulde mit Einlaufgitter. (In diesem Fall leider durch Laub verdeckt.) Um die dicken Schwarzwasser-Rohre herum wurde der Beton ebenfalls nach oben zu flachen Hügeln gewölbt.



    Die Röhren und Einläufe sind bei jedem Exemplar etwas anders angeordnet. Jeder Deckel ist also einzigartig und speziell an die Situation angepasst. Da muss ein wahrer Betonkünstler am Werk gewesen sein. Und es funktioniert. Egal wo es auf ein solches Rondell tröpfelt, die graue Brühe findet ihr Ziel. Dabei mäandern die Bächlein spielerisch um die Berge und durch die Täler der Minilandschaften.



    Unser eigener Schlängelkurs durch die Alpen führt am Ende tatsächlich bis an den Bodensee. Allerdings wird das Wetter von Tag zu Tag feuchter und Sperrungen zwingen uns zu großen Umwegen. Nur selten kann man etwas von den Berggipfeln sehen. Da müssen wir unbedingt bei besserem Wetter noch mal hin.


    J+J


    (PS: Exemplarisches Beispiel. Bitte keine offene Nennung von Stellplatznamen o. Ä.)

  • Zwei Klassen


    Ein warmer Frühsommertag lockt uns ans Wasser. Entlang der Werra gibt's zum Glück mehrere abgesoffene Kiesgruben. Wir fahren an einen besonders großen Baggersee mit Campingplatz. Noch vor dem Eingang liegt ein Stellplatz und wir ergattern die letzte Parzelle unter den Bäumen am Zaun. Unser Kabel reicht gerade so bis zum Stromkasten.



    Hinter der nächsten Hecke steht eine einfache Holiday-Clean bereit. Hier könnte man Wasser fassen und Kassetten ausleeren.



    An unseren tief liegenden Abwassertank hat wieder keiner gedacht. Für den Grauwasserablass aus dem Kastenwagen ist der Sockel zu hoch. Einen überfahrbaren Bodeneinlauf gibt’s hier nicht. Den Spuren nach lassen manche Camper ihre Brühe trotzdem ab. Sie fließt dann eben … irgendwohin. Leider hat die Säule auch keinen Parkscheinautomat. Platz genug wäre an der Seite.



    Für die Anmeldung muss man zur Rezeption des Campingplatzes und sich in eine Schlange einreihen. Da es angeblich Computerprobleme gibt, dauert es über eine halbe Stunde, bis wir unseren Aufenthalt endlich legalisiert haben. Dabei erfahren wir nebenbei, dass dies ein Zwei-Klassen-Stellplatz ist. Außer unserem normalen kuscheligen Womo-Parking unter den Baumreihen fürs „gemeine Fußvolk“ gibt es hier auch noch Glamping-Stellplätze für „bessere Herrschaften“.



    Dazu wurde ein Dutzend großzügig bemessene Parzellen paarweise in einem Halbkreis angeordnet. Wer mit seinem Wohnmobil vor allem andere Leute beeindrucken will, hat hier eine gute Gelegenheit. Man steht ganz vorn am See auf einem Präsentierteller, so wie es mancher Glamper mag. Kurz geschorenes Gras. Die Parzellen sind mit Kies und Rasengitter aus Kunststoff* befestigt. Freier Blick aufs Wasser. Zu jedem Parzellenpaar gehört eine gepflasterte Fläche mit Sitzgruppe (Tisch und Holzbänke ohne Lehne) und eine kleine Versorgungssäule vom Marina-Ausrüster.



    So hat man gleich neben dem Mobil einen eigenen Wasserhahn, Steckdosen, verschiedene Abwassereinläufe und einen beleuchteten Münzschlitz. Die zusätzlichen Bequemlichkeiten sind natürlich einzeln zu bezahlen. Logischerweise ist auch die Grundgebühr für diese Parzellen deutlich höher.


    Wir verzichten auf das „verlockende“ Angebot und bleiben lieber unter dem hübschen Ahornbäumchen am Zaun. Das Wetter ist heute ideal für eine gemütliche Radtour um den schönen See…


    J+J


    (PS: Exemplarisches Beispiel. Bitte keine offene Nennung von Stellplatznamen o. Ä.)


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    * Rasengitter aus Kunststoff kann als Stellplatzbefestigung tückisch sein. Im Erzgebirge haben wir mal beobachtet, wie ein Camper versuchte, auf solchem Untergrund auf Keile zu fahren. Die Plastekeile fanden auf den rutschigen Plastekanten keinen Halt. Sobald die Räder Druck auf die Keile ausübten, glitschten diese wie nasse Seife davon. Zum Glück wurde Niemand von den herumfliegenden Geschossen getroffen.

  • See-Leben


    Wenn wir schon beim Thema Premium-Stellplätze sind, dieser hier liegt an einem Tagebaurestloch im sächsischen Braunkohlengebiet. Die zerbaggerte Mondlandschaft wurde für viel Geld nett aufgehübscht. Es gibt Boote und kleine Schiffe. An einer Bucht wurden Hobbithöhlen für Feriengäste gebaut. Kunst und Wunst* stehen in der Gegend herum. Einige Flächen dürfen nicht betreten werden, denn der aufgeschüttete Boden ist noch nicht stabil. Um den See führt ein Radweg, der kürzlich von einer Fließrutschung zerrissen wurde. Den werden wir ausprobieren.



    Die Errichter des Stellplatzes wollten es besonders gut machen. Vielleicht hätten sie vorher trotzdem Leute fragen sollen, die tatsächlich mit dem Wohnmobil unterwegs sind. Reißbrettlandschaft brutalstmöglich in die Abraumhalden einplaniert. Gemütlichkeit muss man vorläufig selber mitbringen. Die Einfahrt - eine graubraune Betonschlucht so einladend und freundlich wie ein Grenzübergang an der Transitstrecke. „Gänsefleisch mal ihrn Gofferraum uffmachn!“



    Schranken und Automaten an diesem charmanten Kasernentor sind noch nicht in Betrieb. In Zukunft wird man hier vermutlich biometrisch gescannt, ob man überhaupt würdig ist.


    Auf dem schütteren Schotterrasen wetteifern Gras und Unkraut (pardon Pionierpflanzen) um die Vorherrschaft. OK, ein strapazierfähiger Rasen braucht seine Zeit. In ein paar Jahren gibt es vielleicht sogar Schatten, sobald die jungen Bäumchen etwas gewachsen sind.



    Die Parkbuchten verteilen sich über mehrere Terrassen. Sie sind streng einheitlich trapezförmig und ziemlich knapp bemessen. Scheinbar sollen immer zwei Mobile zu einem V beisammenstehen. Es sind nur wenige Camper da und die meisten stellen sich so kreuz und quer hin, dass kein weiteres Mobil auf das gebuchte Trapez passen würde. Für Kastenwagen reicht es gut, aber wie hier ein Volkner oder ein Morelo stehen kann? Genau diese Klientel soll doch hierher kommen, oder?



    Zwei Klassen waren den Betreibern zu wenig. Es gibt ungelogen sechs verschiedene Preisklassen. Ränge wie im Theater. Ein kopfstehendes Spiegelbild der sozialen Hierarchie. Die höchsten Preise zahlt man ganz vorne unten am Zugang zum Baggersee. Mit zunehmendem Abstand wird es schrittweise billiger. Auch die oberste preisgünstigste Reihe liegt dabei noch gut im zweistelligen Eurobereich. Zusätzlich ist eine saftige Tagespauschale für Strom und Wasser fällig.



    Um die Preise zu rechtfertigen, steht auf jeder Doppelparzelle eine beleuchtete Versorgungssäule mit Wasserhähnen und Steckdosen. Grauwasser darf man gleich daneben in ein kleines Bodengitter versenken. Es liegt leider sehr nah an der Säule. Kästen mit Mittelablass werden den kaum darüber platzieren können. Einfacher geht es mit seitlich verlängertem Abwasserrohr oder einem Schlauch. Andernfalls bleibt nur der Eimer und Plan-B.



    Die Kassetten muss man bis zu 200 Meter weit in das Servicegebäude am Eingang schleppen. Dabei haben paradoxerweise einige der teuersten Plätze den weitesten Weg. Hm, Kassettenausleerer wär doch ‘ne Geschäftsidee für einen kräftigen Arbeitssuchenden: „Cassette carrier for rent!“



    Wir machen eine weitere zwiespältige Erfahrung auf dem Edel-Platz. Trotz der knastigen Einfahrt gibt es keinen Zaun. Das Gelände ist völlig offen und für Fußgänger frei zugänglich. In der Nacht öffnet Jemand still und heimlich die Befestigungsriemchen an unseren Fahrrädern, entdeckt dann wahrscheinlich, dass außerdem noch Schlösser zu knacken wären und bricht den Versuch ab. Klar, man kann sich auch einreden, dass es nur ein hilfsbereiter Mitmensch war, der uns das Abladen erleichtern wollte. Geschäftsmodell: „Bicycle taker for personal use…“


    J+J


    (PS: Exemplarisches Beispiel. Bitte keine offene Nennung von Stellplatznamen o. Ä.)


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    * „Kunst“ kommt von Können und „Wunst“ von Wollen… 😉

  • Alles ist Chemie


    In der Nachsaison an den Bodensee, dann ist dort weniger Gerammel. Grundsätzlich kein schlechter Gedanke. Die Blumeninsel lohnt sich auch im Herbst. Das Pfahldorf ist noch geöffnet. Zeppelinmuseum geht zu jeder Jahreszeit.



    Die Äpfel sind reif. Wir haben Glück mit dem Wetter. An ruhigen Tagen kreisen die Luftschiffe. Auf den Radwegen und in den Altstädten gibt’s viel Platz.



    Im Oktober haben allerdings schon viele Campingplätze geschlossen. Wir übernachten auf Parkplätzen und Stellplätzen ohne V/E. Schließlich finden wir einen großen Campingplatz, der noch geöffnet hat.



    Hier gibts Strom, Wasser und ordentliche V/E-Anlagen. Vor dieser schlanken Holiday-Cleany stellt sich mir die grundsätzliche Frage:


    Habe ich eigentlich eine Chemietoilette?


    Klar, wenn der Inhalt so blitzeblau und bakterienkillend wäre wie in einem Dixi-Klo, dann wäre es sicher eine. Nur mit SOG und ganz ohne Zusätze "Stinke-Natur-pur" wärs wohl keine. Meine ist aber Irgendwas dazwischen.



    Wir streuen da nämlich so ein teures Bio-Zeug rein, das die Bakterien nicht abtötet, sondern im Gegenteil einigen ganz besonders gut schmeckt. Äpfelsäure, also genau das was den unreifen Apfel sauer macht. Die Mikroben in den Kläranlagen schmatzen angeblich begeistert, wenn sie davon was abbekommen. Auf Messen soll der Anbieter vor dem staunenden Publikum Kostproben von dem Toilettenzusatz gegessen haben. Ein wahres Wunderzeug. Müffelt frühestens nach drei Tagen. Dann ist die Kassette sowieso fällig. Nach der Ausleerung ist sie immer blitzsauber wie neu gekauft. Aber es ist eben doch was Chemisches.


    Darf ich das nun hier reinkippen, oder nicht?



    Irgendwelche weiteren Hinweise? Am Kopf der Säule klebt eine Gebrauchsanweisung. Jemand hat den großen Aufkleber teilweise abgezogen. So hoch oben kann das eigentlich nur ein erwachsener Vandale gewesen sein. Der arg zerknitterte Sticker hilft leider auch nicht weiter. Er erklärt nur, wie es geht und nicht, was nun eigentlich genau hineindarf.



    Vielleicht bezieht sich der Zettel auf den Trinkwasserhahn darunter. Klar, dass man daran keine Klokassetten ausspülen soll. Hier unten an der rechten Seite gibt’s dafür schließlich extra einen Spülhahn.



    Na immerhin. Wie es sich auf einem CP gehört, muss man bei dieser Anlage nicht nach Münzen kramen. Die Ver- und Entsorgung ist im Preis inbegriffen. Alle Funktionen sind einfach per Knopfdruck abrufbar.



    Beim Abwasser kommt man nicht ins Grübeln. So soll ein überfahrbarer Bodeneinlauf sein. Weit genug von der Bordsteinkante weg, damit auch Serienkästen mit Mittelablass drüber einparken können. Wer gut gezielt hat, braucht nur noch aufzudrehen.



    J+J


    (PS: Exemplarisches Beispiel. Bitte keine offene Nennung von Stellplatznamen o. Ä.)

  • Am falschen Ort


    Wochenende im Spätsommer. Eine Radtour an der Fulda entlang. Die Wege sind gut ausgebaut, die Strecke ist abwechslungsreich und leicht zu bewältigen.



    Um beizeiten starten zu können, reisen wir schon am Freitagabend zum Ausgangspunkt nahe Kassel. Er ist in unserer digitalen Karte verkehrt eingetragen. Im Finstern fahren wir erst mal dran vorbei und landen in einer Siedlung. Dahinter kommt nur noch Acker. Kein Stellplatz zu sehen, also zurück. Am Rand des Scheinwerferkegels blitzt plötzlich ein Womoschild auf. Gefunden!



    Wir sind das einzige Wohnmobil auf dem Platz und schlafen Dank ausreichender Müdigkeit ganz gut. Ab und zu rollen Züge vorbei. Der Platz empfiehlt sich eigentlich nicht für Übernachtungen. Eingezwängt zwischen einer dicht befahrenen Fernbahnstrecke und einem nicht weniger dicht befahrenen Kreisverkehr darf man keine Ruhe erwarten. Die hohen Hecken am Platzrand lassen leider ein Stück vom Bahndamm frei. Da hinten sollte man sich besser nicht hinstellen.



    Unter dem Womoschild steht: „Gebührenpflichtig“. Es gibt aber keinen Parkscheinautomaten und ein Kassierer lässt sich auch nicht sehen. Die Stellplatzgebühr soll man an der Stromsäule bezahlen. Wir schließen unser Kabel an und bezahlen brav. Im Preis inbegriffen sind dann gleich ein paar Stunden Strom (ob man sie braucht oder nicht). Ohne Parkschein hat man nach Ablauf dieser Zeit aber keinen Nachweis mehr, ob man überhaupt was bezahlt hat. Merkwürdige Idee.



    Der Beschriftung nach kann man hier erst Geld reinwerfen und nachträglich die Steckdose auswählen. Gewöhnlich ist es anders herum.



    Am Rand des Platzes steht eine schicke V/E. Sieht noch recht neu aus. Gesponsert von der EU! Die schlanke „SilverK“ sehen wir hier zum ersten Mal. Sie hat große Ähnlichkeit mit der Holiday-Cleany am Bodensee. Ein paar Details sind sogar besser. Rechts unten gibt’s ebenfalls ein festes Spülrohr. Der Wasserhahn links hat statt Hinweiszettel einen Schutzbügel. Die Kassetten-Klappe ist hier sehr einfach und unauffällig. In der Mitte der gepflasterten Fläche liegt ein überfahrbarer Bodeneinlass. Alles vorhanden und so wie es der Womo-Reisende gerne hat.



    Münzeinwurf in Augenhöhe, nachts beleuchtet. Gleich daneben die Taste der Trichterspülung. Man zahlt für das Frischwasser. Entsorgung und Spülung sind gebührenfrei. So soll es sein.



    Die SilverK scheint sich in der Umgebung schon großer Beliebtheit zu erfreuen. Während unserer Anwesenheit rollen immer wieder Womos an und wechseln ihre Flüssigkeiten. Länger dageblieben ist aber keiner.



    Schade, dass für diese fast perfekte Ausstattung so ein ungünstiger Ort gewählt wurde. Auf neueren Satellitenbildern kann man erkennen, dass der Platz inzwischen um die Hälfte verkleinert und zum Bahndamm hin zwei Baumreihen gepflanzt wurden. Ob's hilft?


    J+J


    (PS: Exemplarisches Beispiel. Bitte keine offene Nennung von Stellplatznamen o. Ä.)

  • Etwas Glanz zum Fest


    Klein und fein


    Eine malerische Kleinstadt an der oberen Werra. Alte Fachwerkhäuser, gepflasterte Gassen, ansehnliche Reste einer Stadtmauer. Direkt daneben ein kleiner Stellplatz. Nettes Geschenk an die Campingfreude. Da anfangs keine Stellgebühr erhoben wird, ist er sehr beliebt. Nur Wasser und Strom kosten bissl Geld. Er hat fünf deutlich markierte Parkbuchten. Es sollen sich trotzdem schon zehn Wohnmobile auf die winzige Fläche gequetscht haben.



    Mitten zwischen den Parzellen steht eine blank geputzte Hygienja-Säule mit dem bekannten originell geschwungenen Mützchen über der Beleuchtung. Diese Anlagen haben mehrere Vorzüge. Es gibt zum Beispiel eine "Kaffeefunktion" für kostenlose Kleinstmengen Frischwasser.



    Wirft man Geld ein, bekommt man hundert Liter, egal wie viel Zeit man braucht. Die Stärke des Wasserstrahls lässt sich mit dem blauen Hebel sehr gut dosieren, so dass das teure Nass wirklich im Tank landet. Leider sieht man ab und zu Camper, die an diesem Hahn auch ihre Kassette ausspülen. Der Blechbügel unter dem Wasserhahn hält die Rüssel solcher Ignoranten auf Abstand.



    Immer wieder nett, die Beschriftungen. Demnach darf man alle drei Minuten für fünf Sekunden kostenlos ein bisschen Wasser zapfen. Genug für den Nachmittagskaffee. (Wir haben anderswo schon mal beobachtet, wie Jemand in regelmäßigen Abständen ein Kännchen Gratiswasser zapfte, um nach und nach den ganzen Tank zu füllen.)


    Über den Winter wird die schöne Säule leider immer abmontiert und eingelagert.



    Die Hygienja hält Abstand vom Entsorgungsschacht. Ein Blechdeckel mit fest angebautem Verkehrshütchen. Der kleine rote Wichtel sagt: „Hallo hier bin ich – überfahr mich nicht!“ Den Deckel kann man aufklappen, aber wegen des sperrigen Hütchens nicht flach auf dem Boden ablegen. So sollte man den Deckel auch nicht überfahren. Besonders ungünstig, wenn man seinen Grauwasserablass unter der Wagenmitte hat. Wir haben unseren Ablass seitlich verlängert und können einen Schlauch anschließen. Genau das tun wir hier.



    Unter dem Deckel ein raffinierter selbstreinigender Rost mit drehbaren Gitterstäben und eingebauter Kassettenspülung. Zwischen den Stäben liegt ein kurzer Schlauch mit Stützspirale, den man hochklappen kann, um Spülwasser in den Kassettenrüssel zu spritzen. Auf dem Rahmen gibt es eine kleine runde Taste, mit der man per Fuß die Spülung auslösen kann. Dabei spritzt es allerdings auch aus den Löchern der Stäbe und die Kassette wird außen ziemlich feucht.


    Nachtrag. Inzwischen ist auch dieser Stellplatz nicht mehr kostenlos. Die Nacht fünf Euro – naja. Für einen Euro kriegt man an der Säule nur noch 50 Liter Wasser. Fürs Entsorgen soll man zwei Euro dalassen. Manche Dinge bekommt man eben nur am Anfang geschenkt…


    J+J


    (PS: Exemplarisches Beispiel. Bitte keine offene Nennung von Stellplatznamen o. Ä.)