Etwas Glanz zum Fest
Klein und fein
Eine malerische Kleinstadt an der oberen Werra. Alte Fachwerkhäuser, gepflasterte Gassen, ansehnliche Reste einer Stadtmauer. Direkt daneben ein kleiner Stellplatz. Nettes Geschenk an die Campingfreude. Da anfangs keine Stellgebühr erhoben wird, ist er sehr beliebt. Nur Wasser und Strom kosten bissl Geld. Er hat fünf deutlich markierte Parkbuchten. Es sollen sich trotzdem schon zehn Wohnmobile auf die winzige Fläche gequetscht haben.
Mitten zwischen den Parzellen steht eine blank geputzte Hygienja-Säule mit dem bekannten originell geschwungenen Mützchen über der Beleuchtung. Diese Anlagen haben mehrere Vorzüge. Es gibt zum Beispiel eine "Kaffeefunktion" für kostenlose Kleinstmengen Frischwasser.
Wirft man Geld ein, bekommt man hundert Liter, egal wie viel Zeit man braucht. Die Stärke des Wasserstrahls lässt sich mit dem blauen Hebel sehr gut dosieren, so dass das teure Nass wirklich im Tank landet. Leider sieht man ab und zu Camper, die an diesem Hahn auch ihre Kassette ausspülen. Der Blechbügel unter dem Wasserhahn hält die Rüssel solcher Ignoranten auf Abstand.
Immer wieder nett, die Beschriftungen. Demnach darf man alle drei Minuten für fünf Sekunden kostenlos ein bisschen Wasser zapfen. Genug für den Nachmittagskaffee. (Wir haben anderswo schon mal beobachtet, wie Jemand in regelmäßigen Abständen ein Kännchen Gratiswasser zapfte, um nach und nach den ganzen Tank zu füllen.)
Über den Winter wird die schöne Säule leider immer abmontiert und eingelagert.
Die Hygienja hält Abstand vom Entsorgungsschacht. Ein Blechdeckel mit fest angebautem Verkehrshütchen. Der kleine rote Wichtel sagt: „Hallo hier bin ich – überfahr mich nicht!“ Den Deckel kann man aufklappen, aber wegen des sperrigen Hütchens nicht flach auf dem Boden ablegen. So sollte man den Deckel auch nicht überfahren. Besonders ungünstig, wenn man seinen Grauwasserablass unter der Wagenmitte hat. Wir haben unseren Ablass seitlich verlängert und können einen Schlauch anschließen. Genau das tun wir hier.
Unter dem Deckel ein raffinierter selbstreinigender Rost mit drehbaren Gitterstäben und eingebauter Kassettenspülung. Zwischen den Stäben liegt ein kurzer Schlauch mit Stützspirale, den man hochklappen kann, um Spülwasser in den Kassettenrüssel zu spritzen. Auf dem Rahmen gibt es eine kleine runde Taste, mit der man per Fuß die Spülung auslösen kann. Dabei spritzt es allerdings auch aus den Löchern der Stäbe und die Kassette wird außen ziemlich feucht.
Nachtrag. Inzwischen ist auch dieser Stellplatz nicht mehr kostenlos. Die Nacht fünf Euro – naja. Für einen Euro kriegt man an der Säule nur noch 50 Liter Wasser. Fürs Entsorgen soll man zwei Euro dalassen. Manche Dinge bekommt man eben nur am Anfang geschenkt…
J+J
(PS: Exemplarisches Beispiel. Bitte keine offene Nennung von Stellplatznamen o. Ä.)