Beiträge von Poly

    Etwas Glanz zum Fest


    Klein und fein


    Eine malerische Kleinstadt an der oberen Werra. Alte Fachwerkhäuser, gepflasterte Gassen, ansehnliche Reste einer Stadtmauer. Direkt daneben ein kleiner Stellplatz. Nettes Geschenk an die Campingfreude. Da anfangs keine Stellgebühr erhoben wird, ist er sehr beliebt. Nur Wasser und Strom kosten bissl Geld. Er hat fünf deutlich markierte Parkbuchten. Es sollen sich trotzdem schon zehn Wohnmobile auf die winzige Fläche gequetscht haben.



    Mitten zwischen den Parzellen steht eine blank geputzte Hygienja-Säule mit dem bekannten originell geschwungenen Mützchen über der Beleuchtung. Diese Anlagen haben mehrere Vorzüge. Es gibt zum Beispiel eine "Kaffeefunktion" für kostenlose Kleinstmengen Frischwasser.



    Wirft man Geld ein, bekommt man hundert Liter, egal wie viel Zeit man braucht. Die Stärke des Wasserstrahls lässt sich mit dem blauen Hebel sehr gut dosieren, so dass das teure Nass wirklich im Tank landet. Leider sieht man ab und zu Camper, die an diesem Hahn auch ihre Kassette ausspülen. Der Blechbügel unter dem Wasserhahn hält die Rüssel solcher Ignoranten auf Abstand.



    Immer wieder nett, die Beschriftungen. Demnach darf man alle drei Minuten für fünf Sekunden kostenlos ein bisschen Wasser zapfen. Genug für den Nachmittagskaffee. (Wir haben anderswo schon mal beobachtet, wie Jemand in regelmäßigen Abständen ein Kännchen Gratiswasser zapfte, um nach und nach den ganzen Tank zu füllen.)


    Über den Winter wird die schöne Säule leider immer abmontiert und eingelagert.



    Die Hygienja hält Abstand vom Entsorgungsschacht. Ein Blechdeckel mit fest angebautem Verkehrshütchen. Der kleine rote Wichtel sagt: „Hallo hier bin ich – überfahr mich nicht!“ Den Deckel kann man aufklappen, aber wegen des sperrigen Hütchens nicht flach auf dem Boden ablegen. So sollte man den Deckel auch nicht überfahren. Besonders ungünstig, wenn man seinen Grauwasserablass unter der Wagenmitte hat. Wir haben unseren Ablass seitlich verlängert und können einen Schlauch anschließen. Genau das tun wir hier.



    Unter dem Deckel ein raffinierter selbstreinigender Rost mit drehbaren Gitterstäben und eingebauter Kassettenspülung. Zwischen den Stäben liegt ein kurzer Schlauch mit Stützspirale, den man hochklappen kann, um Spülwasser in den Kassettenrüssel zu spritzen. Auf dem Rahmen gibt es eine kleine runde Taste, mit der man per Fuß die Spülung auslösen kann. Dabei spritzt es allerdings auch aus den Löchern der Stäbe und die Kassette wird außen ziemlich feucht.


    Nachtrag. Inzwischen ist auch dieser Stellplatz nicht mehr kostenlos. Die Nacht fünf Euro – naja. Für einen Euro kriegt man an der Säule nur noch 50 Liter Wasser. Fürs Entsorgen soll man zwei Euro dalassen. Manche Dinge bekommt man eben nur am Anfang geschenkt…


    J+J


    (PS: Exemplarisches Beispiel. Bitte keine offene Nennung von Stellplatznamen o. Ä.)

    Am falschen Ort


    Wochenende im Spätsommer. Eine Radtour an der Fulda entlang. Die Wege sind gut ausgebaut, die Strecke ist abwechslungsreich und leicht zu bewältigen.



    Um beizeiten starten zu können, reisen wir schon am Freitagabend zum Ausgangspunkt nahe Kassel. Er ist in unserer digitalen Karte verkehrt eingetragen. Im Finstern fahren wir erst mal dran vorbei und landen in einer Siedlung. Dahinter kommt nur noch Acker. Kein Stellplatz zu sehen, also zurück. Am Rand des Scheinwerferkegels blitzt plötzlich ein Womoschild auf. Gefunden!



    Wir sind das einzige Wohnmobil auf dem Platz und schlafen Dank ausreichender Müdigkeit ganz gut. Ab und zu rollen Züge vorbei. Der Platz empfiehlt sich eigentlich nicht für Übernachtungen. Eingezwängt zwischen einer dicht befahrenen Fernbahnstrecke und einem nicht weniger dicht befahrenen Kreisverkehr darf man keine Ruhe erwarten. Die hohen Hecken am Platzrand lassen leider ein Stück vom Bahndamm frei. Da hinten sollte man sich besser nicht hinstellen.



    Unter dem Womoschild steht: „Gebührenpflichtig“. Es gibt aber keinen Parkscheinautomaten und ein Kassierer lässt sich auch nicht sehen. Die Stellplatzgebühr soll man an der Stromsäule bezahlen. Wir schließen unser Kabel an und bezahlen brav. Im Preis inbegriffen sind dann gleich ein paar Stunden Strom (ob man sie braucht oder nicht). Ohne Parkschein hat man nach Ablauf dieser Zeit aber keinen Nachweis mehr, ob man überhaupt was bezahlt hat. Merkwürdige Idee.



    Der Beschriftung nach kann man hier erst Geld reinwerfen und nachträglich die Steckdose auswählen. Gewöhnlich ist es anders herum.



    Am Rand des Platzes steht eine schicke V/E. Sieht noch recht neu aus. Gesponsert von der EU! Die schlanke „SilverK“ sehen wir hier zum ersten Mal. Sie hat große Ähnlichkeit mit der Holiday-Cleany am Bodensee. Ein paar Details sind sogar besser. Rechts unten gibt’s ebenfalls ein festes Spülrohr. Der Wasserhahn links hat statt Hinweiszettel einen Schutzbügel. Die Kassetten-Klappe ist hier sehr einfach und unauffällig. In der Mitte der gepflasterten Fläche liegt ein überfahrbarer Bodeneinlass. Alles vorhanden und so wie es der Womo-Reisende gerne hat.



    Münzeinwurf in Augenhöhe, nachts beleuchtet. Gleich daneben die Taste der Trichterspülung. Man zahlt für das Frischwasser. Entsorgung und Spülung sind gebührenfrei. So soll es sein.



    Die SilverK scheint sich in der Umgebung schon großer Beliebtheit zu erfreuen. Während unserer Anwesenheit rollen immer wieder Womos an und wechseln ihre Flüssigkeiten. Länger dageblieben ist aber keiner.



    Schade, dass für diese fast perfekte Ausstattung so ein ungünstiger Ort gewählt wurde. Auf neueren Satellitenbildern kann man erkennen, dass der Platz inzwischen um die Hälfte verkleinert und zum Bahndamm hin zwei Baumreihen gepflanzt wurden. Ob's hilft?


    J+J


    (PS: Exemplarisches Beispiel. Bitte keine offene Nennung von Stellplatznamen o. Ä.)

    Alles ist Chemie


    In der Nachsaison an den Bodensee, dann ist dort weniger Gerammel. Grundsätzlich kein schlechter Gedanke. Die Blumeninsel lohnt sich auch im Herbst. Das Pfahldorf ist noch geöffnet. Zeppelinmuseum geht zu jeder Jahreszeit.



    Die Äpfel sind reif. Wir haben Glück mit dem Wetter. An ruhigen Tagen kreisen die Luftschiffe. Auf den Radwegen und in den Altstädten gibt’s viel Platz.



    Im Oktober haben allerdings schon viele Campingplätze geschlossen. Wir übernachten auf Parkplätzen und Stellplätzen ohne V/E. Schließlich finden wir einen großen Campingplatz, der noch geöffnet hat.



    Hier gibts Strom, Wasser und ordentliche V/E-Anlagen. Vor dieser schlanken Holiday-Cleany stellt sich mir die grundsätzliche Frage:


    Habe ich eigentlich eine Chemietoilette?


    Klar, wenn der Inhalt so blitzeblau und bakterienkillend wäre wie in einem Dixi-Klo, dann wäre es sicher eine. Nur mit SOG und ganz ohne Zusätze "Stinke-Natur-pur" wärs wohl keine. Meine ist aber Irgendwas dazwischen.



    Wir streuen da nämlich so ein teures Bio-Zeug rein, das die Bakterien nicht abtötet, sondern im Gegenteil einigen ganz besonders gut schmeckt. Äpfelsäure, also genau das was den unreifen Apfel sauer macht. Die Mikroben in den Kläranlagen schmatzen angeblich begeistert, wenn sie davon was abbekommen. Auf Messen soll der Anbieter vor dem staunenden Publikum Kostproben von dem Toilettenzusatz gegessen haben. Ein wahres Wunderzeug. Müffelt frühestens nach drei Tagen. Dann ist die Kassette sowieso fällig. Nach der Ausleerung ist sie immer blitzsauber wie neu gekauft. Aber es ist eben doch was Chemisches.


    Darf ich das nun hier reinkippen, oder nicht?



    Irgendwelche weiteren Hinweise? Am Kopf der Säule klebt eine Gebrauchsanweisung. Jemand hat den großen Aufkleber teilweise abgezogen. So hoch oben kann das eigentlich nur ein erwachsener Vandale gewesen sein. Der arg zerknitterte Sticker hilft leider auch nicht weiter. Er erklärt nur, wie es geht und nicht, was nun eigentlich genau hineindarf.



    Vielleicht bezieht sich der Zettel auf den Trinkwasserhahn darunter. Klar, dass man daran keine Klokassetten ausspülen soll. Hier unten an der rechten Seite gibt’s dafür schließlich extra einen Spülhahn.



    Na immerhin. Wie es sich auf einem CP gehört, muss man bei dieser Anlage nicht nach Münzen kramen. Die Ver- und Entsorgung ist im Preis inbegriffen. Alle Funktionen sind einfach per Knopfdruck abrufbar.



    Beim Abwasser kommt man nicht ins Grübeln. So soll ein überfahrbarer Bodeneinlauf sein. Weit genug von der Bordsteinkante weg, damit auch Serienkästen mit Mittelablass drüber einparken können. Wer gut gezielt hat, braucht nur noch aufzudrehen.



    J+J


    (PS: Exemplarisches Beispiel. Bitte keine offene Nennung von Stellplatznamen o. Ä.)

    See-Leben


    Wenn wir schon beim Thema Premium-Stellplätze sind, dieser hier liegt an einem Tagebaurestloch im sächsischen Braunkohlengebiet. Die zerbaggerte Mondlandschaft wurde für viel Geld nett aufgehübscht. Es gibt Boote und kleine Schiffe. An einer Bucht wurden Hobbithöhlen für Feriengäste gebaut. Kunst und Wunst* stehen in der Gegend herum. Einige Flächen dürfen nicht betreten werden, denn der aufgeschüttete Boden ist noch nicht stabil. Um den See führt ein Radweg, der kürzlich von einer Fließrutschung zerrissen wurde. Den werden wir ausprobieren.



    Die Errichter des Stellplatzes wollten es besonders gut machen. Vielleicht hätten sie vorher trotzdem Leute fragen sollen, die tatsächlich mit dem Wohnmobil unterwegs sind. Reißbrettlandschaft brutalstmöglich in die Abraumhalden einplaniert. Gemütlichkeit muss man vorläufig selber mitbringen. Die Einfahrt - eine graubraune Betonschlucht so einladend und freundlich wie ein Grenzübergang an der Transitstrecke. „Gänsefleisch mal ihrn Gofferraum uffmachn!“



    Schranken und Automaten an diesem charmanten Kasernentor sind noch nicht in Betrieb. In Zukunft wird man hier vermutlich biometrisch gescannt, ob man überhaupt würdig ist.


    Auf dem schütteren Schotterrasen wetteifern Gras und Unkraut (pardon Pionierpflanzen) um die Vorherrschaft. OK, ein strapazierfähiger Rasen braucht seine Zeit. In ein paar Jahren gibt es vielleicht sogar Schatten, sobald die jungen Bäumchen etwas gewachsen sind.



    Die Parkbuchten verteilen sich über mehrere Terrassen. Sie sind streng einheitlich trapezförmig und ziemlich knapp bemessen. Scheinbar sollen immer zwei Mobile zu einem V beisammenstehen. Es sind nur wenige Camper da und die meisten stellen sich so kreuz und quer hin, dass kein weiteres Mobil auf das gebuchte Trapez passen würde. Für Kastenwagen reicht es gut, aber wie hier ein Volkner oder ein Morelo stehen kann? Genau diese Klientel soll doch hierher kommen, oder?



    Zwei Klassen waren den Betreibern zu wenig. Es gibt ungelogen sechs verschiedene Preisklassen. Ränge wie im Theater. Ein kopfstehendes Spiegelbild der sozialen Hierarchie. Die höchsten Preise zahlt man ganz vorne unten am Zugang zum Baggersee. Mit zunehmendem Abstand wird es schrittweise billiger. Auch die oberste preisgünstigste Reihe liegt dabei noch gut im zweistelligen Eurobereich. Zusätzlich ist eine saftige Tagespauschale für Strom und Wasser fällig.



    Um die Preise zu rechtfertigen, steht auf jeder Doppelparzelle eine beleuchtete Versorgungssäule mit Wasserhähnen und Steckdosen. Grauwasser darf man gleich daneben in ein kleines Bodengitter versenken. Es liegt leider sehr nah an der Säule. Kästen mit Mittelablass werden den kaum darüber platzieren können. Einfacher geht es mit seitlich verlängertem Abwasserrohr oder einem Schlauch. Andernfalls bleibt nur der Eimer und Plan-B.



    Die Kassetten muss man bis zu 200 Meter weit in das Servicegebäude am Eingang schleppen. Dabei haben paradoxerweise einige der teuersten Plätze den weitesten Weg. Hm, Kassettenausleerer wär doch ‘ne Geschäftsidee für einen kräftigen Arbeitssuchenden: „Cassette carrier for rent!“



    Wir machen eine weitere zwiespältige Erfahrung auf dem Edel-Platz. Trotz der knastigen Einfahrt gibt es keinen Zaun. Das Gelände ist völlig offen und für Fußgänger frei zugänglich. In der Nacht öffnet Jemand still und heimlich die Befestigungsriemchen an unseren Fahrrädern, entdeckt dann wahrscheinlich, dass außerdem noch Schlösser zu knacken wären und bricht den Versuch ab. Klar, man kann sich auch einreden, dass es nur ein hilfsbereiter Mitmensch war, der uns das Abladen erleichtern wollte. Geschäftsmodell: „Bicycle taker for personal use…“


    J+J


    (PS: Exemplarisches Beispiel. Bitte keine offene Nennung von Stellplatznamen o. Ä.)


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    * „Kunst“ kommt von Können und „Wunst“ von Wollen… 😉

    Zwei Klassen


    Ein warmer Frühsommertag lockt uns ans Wasser. Entlang der Werra gibt's zum Glück mehrere abgesoffene Kiesgruben. Wir fahren an einen besonders großen Baggersee mit Campingplatz. Noch vor dem Eingang liegt ein Stellplatz und wir ergattern die letzte Parzelle unter den Bäumen am Zaun. Unser Kabel reicht gerade so bis zum Stromkasten.



    Hinter der nächsten Hecke steht eine einfache Holiday-Clean bereit. Hier könnte man Wasser fassen und Kassetten ausleeren.



    An unseren tief liegenden Abwassertank hat wieder keiner gedacht. Für den Grauwasserablass aus dem Kastenwagen ist der Sockel zu hoch. Einen überfahrbaren Bodeneinlauf gibt’s hier nicht. Den Spuren nach lassen manche Camper ihre Brühe trotzdem ab. Sie fließt dann eben … irgendwohin. Leider hat die Säule auch keinen Parkscheinautomat. Platz genug wäre an der Seite.



    Für die Anmeldung muss man zur Rezeption des Campingplatzes und sich in eine Schlange einreihen. Da es angeblich Computerprobleme gibt, dauert es über eine halbe Stunde, bis wir unseren Aufenthalt endlich legalisiert haben. Dabei erfahren wir nebenbei, dass dies ein Zwei-Klassen-Stellplatz ist. Außer unserem normalen kuscheligen Womo-Parking unter den Baumreihen fürs „gemeine Fußvolk“ gibt es hier auch noch Glamping-Stellplätze für „bessere Herrschaften“.



    Dazu wurde ein Dutzend großzügig bemessene Parzellen paarweise in einem Halbkreis angeordnet. Wer mit seinem Wohnmobil vor allem andere Leute beeindrucken will, hat hier eine gute Gelegenheit. Man steht ganz vorn am See auf einem Präsentierteller, so wie es mancher Glamper mag. Kurz geschorenes Gras. Die Parzellen sind mit Kies und Rasengitter aus Kunststoff* befestigt. Freier Blick aufs Wasser. Zu jedem Parzellenpaar gehört eine gepflasterte Fläche mit Sitzgruppe (Tisch und Holzbänke ohne Lehne) und eine kleine Versorgungssäule vom Marina-Ausrüster.



    So hat man gleich neben dem Mobil einen eigenen Wasserhahn, Steckdosen, verschiedene Abwassereinläufe und einen beleuchteten Münzschlitz. Die zusätzlichen Bequemlichkeiten sind natürlich einzeln zu bezahlen. Logischerweise ist auch die Grundgebühr für diese Parzellen deutlich höher.


    Wir verzichten auf das „verlockende“ Angebot und bleiben lieber unter dem hübschen Ahornbäumchen am Zaun. Das Wetter ist heute ideal für eine gemütliche Radtour um den schönen See…


    J+J


    (PS: Exemplarisches Beispiel. Bitte keine offene Nennung von Stellplatznamen o. Ä.)


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    * Rasengitter aus Kunststoff kann als Stellplatzbefestigung tückisch sein. Im Erzgebirge haben wir mal beobachtet, wie ein Camper versuchte, auf solchem Untergrund auf Keile zu fahren. Die Plastekeile fanden auf den rutschigen Plastekanten keinen Halt. Sobald die Räder Druck auf die Keile ausübten, glitschten diese wie nasse Seife davon. Zum Glück wurde Niemand von den herumfliegenden Geschossen getroffen.

    Berg und Tal


    Der Plan für Oktober: vom Königssee zum Bodensee die deutsche Alpenstraße entlang immer im Zickzack die Alpen rauf und runter zu fahren. Zu Beginn haben wir auch ganz passables Wetter.



    Am ersten Abend landen wir auf einem Campingplatz im Wald. Die Saison ist vorbei. Himmlische Ruhe. Drei Viertel des Platzes Dauercamping mit aufgebockten und eingehausten Wohnwagen in Winterstarre, viele ohne Räder oder Nummernschilder. Vor der Schranke ist ein großer Bereich für das reisende Womovolk abgeteilt. Dort stellen wir uns hin. Freie Platzwahl. Mit uns stehen nur drei weitere Mobile da.



    Eine hölzerne Planke stellt die Parkordnung klar. Sie hält außerdem Steckdosen und Wasserhähne bereit. Das Wasser kommt aus einem großen Betonring. Könnte ein Stück von einem Einstiegschacht gewesen sein. Statt einen Deckel drauf zu legen, wurde die Öffnung zubetoniert. Erst auf den zweiten Blick erkennt man, dass die Betonfläche nicht eben ist, sondern sich am Wasserrohr leicht hügelig aufwölbt und vorne links sanft zu einer Senke neigt. Dort am niedrigsten Punkt gibt es ein kleines Einlaufgitter. Auch ohne Erklärschilder kommt man schnell dahinter, dass hier das Abwasser hineinlaufen soll. Tut es auch.



    Solche Betonringe mit Wasserhähnen sind überall im Gelände an strategisch günstigen Stellen verteilt. Kein Camper muss wegen Trinkwasser oder Abwasser weit laufen. Hier zum Beispiel rechts neben der Grillhütte. Die freistehenden Wasserleitungen sind zusätzlich mit 100er Abflussrohren umhüllt und dadurch einigermaßen frostsicher. Der Beton ist stabil und ragt hoch genug aus dem Boden, um die Aufbauten vor rangierenden Autos zu schützen. Dass die selbstgebastelten Anlagen schon lange im Gebrauch sind, verrät der Bewuchs und die fleckige Patina.



    Auf einigen Ringen steht zusätzlich ein kurzes großkalibriges Abflussrohr. Der prüfende Blick unter den lockeren Plastedeckel und ein kurzes Schnuppern bestätigen die Vermutung, hier soll man die Klokassetten reinschütten. Auch solche Versionen haben an der tiefsten Stelle eine Mulde mit Einlaufgitter. (In diesem Fall leider durch Laub verdeckt.) Um die dicken Schwarzwasser-Rohre herum wurde der Beton ebenfalls nach oben zu flachen Hügeln gewölbt.



    Die Röhren und Einläufe sind bei jedem Exemplar etwas anders angeordnet. Jeder Deckel ist also einzigartig und speziell an die Situation angepasst. Da muss ein wahrer Betonkünstler am Werk gewesen sein. Und es funktioniert. Egal wo es auf ein solches Rondell tröpfelt, die graue Brühe findet ihr Ziel. Dabei mäandern die Bächlein spielerisch um die Berge und durch die Täler der Minilandschaften.



    Unser eigener Schlängelkurs durch die Alpen führt am Ende tatsächlich bis an den Bodensee. Allerdings wird das Wetter von Tag zu Tag feuchter und Sperrungen zwingen uns zu großen Umwegen. Nur selten kann man etwas von den Berggipfeln sehen. Da müssen wir unbedingt bei besserem Wetter noch mal hin.


    J+J


    (PS: Exemplarisches Beispiel. Bitte keine offene Nennung von Stellplatznamen o. Ä.)

    Der Pol der Unzugänglichkeit


    …liegt tief im Süden wo D fast zu Ende ist. Wir haben vormittags einen Berg bestiegen, der seinem Namen Ehre macht. Man kann da oben tatsächlich weit ins Land schauen. Es gibt sogar eine Seilbahn, die wir aber nicht ausprobieren, da sie nicht in unsere Richtung fährt.



    Am Nachmittag rollen wir vom Gebirge hinunter an den Rhein auf einen kleinen versteckten Stellplatz direkt am Ufer. Hinter einem großen Wohnblock liegen sechs wunderschön gepflasterte aber sehr enge Parkbuchten auf einer dreieckigen Rabatte und genau eine ist noch frei für uns. Gute Sicht auf die Schweiz und das Steuerpult einer Sani-Station. Die steht nämlich im Mittelpunkt der niedrigen Pflanzung vor den Stellplätzen und zieht die Augen magisch auf sich. Ihr Rolltor zeigt zum Fluss. So können die Spaziergänger auf dem Uferweg ab und zu einen Blick in ihre unappetitlichen Eingeweide werfen.



    Damit sie sich nicht einsam fühlt, hat sie Gesellschaft von vier weiteren Freiluftmöbeln. Telekomschrank, Stromkasten, ein Papierkorb und ein Briefkasten für die Anmeldung. Beim Schiffegucken ist dieses Bühnenbild immer irgendwie mit im Blick. Wer dort etwas verrichtet, muss nicht nur mit der kundigen Anteilnahme der anderen Camper, sondern auch mit Zuschauern aus der fünfstöckigen Wohnanlage über dem Stellplatz rechnen. Publikum von allen Seiten. Wir sind die Darsteller in einem Amphitheater. Muss man mögen…



    Strom und V/E wird von Münzautomaten gemanagt. Warum gibt’s dann für die Stellplatzgebühr keinen Parkautomaten? Stattdessen soll man einen umständlichen Fragebogen ausfüllen und zusammen mit 5 Euro in den gepanzerten Briefkasten werfen. High-Tech und Steinzeit gemeinsam in einer Szene.



    Der Stromkasten rechnet nach Kilowattstunden ab. Fünfzig Cent - passt scho. Mit dem I-Knopf neben der Anzeige kann man die Anschlüsse einzeln durchblättern. Falls der Vorgänger was übrig gelassen hat, merkt man gleich, ob auch wirklich Strom aus der gewünschten Dose kommt. Die notwendigen Kabellängen sind akzeptabel. So mag es der Camper.



    Blöd wird’s allerdings, wenn man die V/E benutzen will. Von keiner Seite kommt man mit dem Wohnmobil nahe genug an die Säule heran. Büsche und Rabatten zwingen überall dazu, mindestens eine Wagenlänge Abstand zu halten. Die beiden Zufahrten zum Radweg auf der Rheinseite sind durch Poller versperrt. Man sieht das Dilemma am besten von oben. (Die 3D-Skizze wurde auf einem Satellitenfoto aufgebaut, zeigt also die Platzverhältnisse ziemlich genau.)



    OK, die Kassette kann man hintragen, aber wie viele Eimer Grauwasser schafft man in viereinhalb Minuten abzuzapfen und hinzuschleppen? Wir haben extra für schwer erreichbare Einläufe einen Grauwasserschlauch dabei, aber so lang ist der bei weitem nicht. Man könnte vielleicht einen großen Rolltank verwenden? Haben wir nicht. So ein Mist. Genau das dachte wohl auch der Vogel, der Ebensolchen auf dem Bedienpult hinterlassen hat. Wir können dem Kommentar des Vogels nur zustimmen.



    Und wie soll man hier Frischwasser auffüllen? Wir haben zehn Meter Trinkwasserschlauch an Bord. Könnte von unserem Mittelplatz aus gerade so reichen, aber nur wenn wir den Kasten umdrehen und mit dem Heck zur Säule gewaltsam in der Hecke einparken. Wer weiter außen steht, hat keine Chance. Portionsweise mit der Gießkanne oder einem Kanister auffüllen? Man hätte fünf Minuten Zeit, bis sich der Wasserhahn wieder sperrt. Wie oft müsste man das Programm neu starten, um den Tank einigermaßen voll zu bekommen?


    Ach so, ich vergaß zu erwähnen, jeder Neustart dieser Säule kostet 2 Euro.



    Der Planer des Stellplatzes hat das Alles vielleicht ganz bewusst so eingerichtet. Theater braucht Konflikte, sonst wird das Stück langweilig. Zuschauer sehen viel lieber auf schuftende, rennende, schleppende, schwitzende, schimpfende und tobende Schauspieler, als auf unbewegliche Langweiler, die sich nur in der Sonne räkeln.


    Auch hier ist die Platzgebühr inzwischen kräftig erhöht worden. Auf einigen Luftbildern sieht es so aus, als würde einer der Poller fehlen. Ob man die V/E neuerdings über den Radweg anfahren kann? Keine große Verbesserung, denn dort ist der schwarze Papierkorb im Weg. Unser Abwasserschlauch wäre immer noch zu kurz.


    J+J


    (PS: Exemplarisches Beispiel. Bitte keine offene Nennung von Stellplatznamen o. Ä.)

    Warum einfach


    …wenn’s auch umständlich geht?

    Auf unserer zweiten Tour durch den Südwesten besuchen wir den Kaiserstuhl. Ein Berg mit dem lebensfrohen Namen „Totenkopf“ wird bestiegen. Aussicht auf Weinterrassen und einen Kraterrand der gar keiner ist.



    Dann hinauf auf den Schwarzwald. Wir waren hier noch nie, also ist Rosinenpicken angesagt. Höchster Wasserfall, größte Kuckucksuhr - alles sehr eindrucksvoll. Unser Gas geht allmählich zur Neige. Tauschbuddeln gibt’s an jeder Tanke … oder auch nicht. Die hiesigen Tankstellen führen keine Propanflaschen. In einem Baustoffhandel hinter dem Bahnhof werden wir fündig. Leider besteht wenig Auswahl. Für unsere blitzsaubere Graue bekommen wir eine schäbige Buddel, die scheinbar schon auf Baustellen im Einsatz war. Egal, es ist Gas drin und wir werden nicht frieren. Bis zum Womo müssen wir sie nur hundert Meter schleppen …



    Nachmittags fahren wir den örtlichen Stellplatz unter einem Skihang an. Überall liegt noch Schnee herum. Schon von weitem zu sehen, eine Sani-Station. Naja, kennen wir ja bereits. Es gibt auch einen Stromkasten – prima. Weit und breit kein Parkautomat. Darf man hier kostenlos parken?



    Die Sani-Station glänzt in der Sonne, als wäre sie gerade erst aufgestellt worden. Einen Bodeneinlauf fürs Grauwasser gibt’s hier leider auch nicht, nur zwei runde Gullideckel auf der Straße daneben. Dunkle Streifen verraten, dass jemand versucht hat, seine Duschbrühe dort einzuleiten. Wirklich geklappt hat es nicht. Die Löcher sind zu klein.



    Auch das Bedienpult der Anlage sieht nagelneu aus. Keine Flecken, keine Kratzer, keine Gebrauchsspuren. Sind wir hier etwa die ersten Benutzer? Jungfräuliche Technik? Dann mal her mit der Kassette! Als ich den Euro reinstecken will, geht es nicht. Was’n hier los? Erst jetzt fällt mir auf, dass der Münzschlitz merkwürdige Nasen hat. Da passen nur Spezialchips mit drei ausgefrästen Rillen hinein. Anderswo haben wir solche Dinger schon als Duschmarken gesehen, an einer V/E noch nie. Nun sehe ich mir auch den Stromkasten an. Das gleiche Bild. Auch hier passen nur diese besonderen Chips.



    Nach eingehendem Studium der Aushänge wird die Sache klar. Der Stellplatz ist gar nicht kostenlos. Es gibt drei Möglichkeiten, wo man sich anmelden und auch die passenden Spezialmünzen erwerben kann. Man kann einen Fußmarsch den Berg hinauf zu dem alten Bauernhof machen, oder zur Tourist-Info bzw. zu einem Landhotel in den Ort hinunterfahren. Dazu müsste man den Platz aber zunächst wieder aufgeben und hoffen, dass die schöne Parkbucht nachher immer noch frei ist.



    Wir lassen den Pössl stehen und klettern den Berg hoch. Die Anmeldung im Bauernhof läuft dann wie in einem Hotel mit Ausweis, Meldezettel, Privatanschrift, Belehrung usw. Im Gespräch mit der Kassiererin erfahren wir, dass es zu dieser umständlichen Verfahrensweise extra einen Gemeinderatsbeschluss gibt: "Die wollten das so haben!" Soll vielleicht ein bisschen abschrecken, damit es nicht gar so viele nutzen? Damit erklärt sich auch der gute Zustand der V/E. Wir haben sie letzten Endes auch nicht benutzt und den teuren Spezialchip lieber in den Stromkasten gesteckt.



    J+J


    (PS: Exemplarisches Beispiel. Bitte keine offene Nennung von Stellplatznamen o. Ä.)

    Rappelpiep


    Eine der ersten Womotouren führt uns im Frühjahr 2014 an die obere Donau. Wir waren da noch nie. Alles ist neu. Versickerung, Blautopf, bissl Radfahren, Postkartenmotive suchen. Wir wählen bevorzugt Nebenstraßen um Erfahrungen mit dem Kasten zu sammeln und erleben „norwegische Momente“. Ein paar enge Serpentinenstrecken und Einspurtunnel geben einen kleinen Vorgeschmack auf die geplante Skandinavienreise.



    Zur Übernachtung finden wir diesen kostenfreien Stellplatz mit Aussicht auf die Schwäbische Alb. Im Umfeld gibt’s ein Schwimmbad, Sportplätze und eine große Schule. Man steht also im Brennpunkt mehrerer Lärmquellen. Es ist aber der erste Mai, Feiertag – also schulfrei, die Sportplätze sind menschenleer und das Bad hat so früh im Jahr sowieso noch nicht geöffnet. Wir genießen eine sehr ruhige Nacht.



    Gleich gegenüber haben wir am folgenden Morgen unser erstes Rendezvous mit einer dieser luxuriösen Sani-Stationen. Später sehen wir die Dinger in BaWü noch oft.



    Die Designer wollten Perfektion und haben sich alle Mühe gegeben, dem massigen Klotz einen Anschein von Unangreifbarkeit zu verleihen. Das hat Vandalen nicht davon abgehalten, die Bedienungsanleitungen zu zerkratzen.



    Besser man liest trotzdem erst mal was da steht und denkt drüber nach. Sani-Stationen haben ihre Tücken. Diese hier will Eurostücke. Wie wir später sehen, gar keine Selbstverständlichkeit.



    Trotz der Risse ist der Text noch zu erkennen. Es gibt zwei Programme. Beide haben eine Zeitbegrenzung. Punkt 1 „Münze einwerfen“ sollte man deshalb erst mal vertagen und zunächst alle auszuleerenden Behälter heranbringen, bevor man den Euro in den Schlitz steckt. (Wer Frischwasser auffüllen will, sollte ebenfalls erst den Trinkwasserschlauch anschließen, ehe er Geld in die Hand nimmt. Fünf Minuten sind schneller um, als man denkt.) Nun müssen zwei Tasten in der richtigen Reihenfolge gedrückt werden. In diesem Moment ist es mit der Ruhe vorbei.



    An der Rückseite beginnt es laut zu piepen und zu rappeln. Langsam und geräuschvoll hebt sich hinten ein kleines Rolltor. Gleichzeitig wenden sich alle Umstehenden dem Krach zu und man steht plötzlich im Mittelpunkt des Interesses. Viereinhalb Minuten hat man nun, um unter allseitiger Anteilnahme die Kassette und den Grauwassereimer auszuleeren und nachzuspülen. Der Erfinder dieser Säulen hatte die Grauwasserablässe der Kastenwagen offenbar gar nicht auf dem Schirm. Die Stadt hätte einen einfachen Bodeneinlauf installieren können. Hat sie aber nicht. Der Zeitraum ist viel zu kurz um Eimer für Eimer einen vollen Grauwassertank zu lenzen. In der Anleitung wird ein Abwasserschlauch erwähnt. So was besitzt unser Kasten aber nicht. Ich sollte vielleicht für die Zukunft einen nachrüsten?



    Sobald die Zeit abgelaufen ist, schließt sich die Blech-Jalousie wieder. Piep… Piep… Rappelrappel – Ende der Vorstellung. Eigentlich wollte ich noch ein Foto vom Innenraum knipsen. Zu spät.


    Das ist nun über sieben Jahre her. Der Platz ist nicht mehr gebührenfrei. Bilder im Internet zeigen, dass Hecken und Bäume schön gewachsen sind. Die zerkratzten Aufkleber an der Säule wurden erneuert. Einen Bodeneinlauf gibt’s immer noch nicht, aber wir haben für diesen Fall inzwischen einen Abwasserschlauch an Bord.


    J+J


    (PS: Exemplarisches Beispiel. Bitte keine offene Nennung von Stellplatznamen o. Ä.)

    Abgestellt


    Unter diesem Felsen strahlt Uran und es ticken Geigerzähler – tatsächlich! Hinter den dicken Balken liegt ein alter Bierkeller in dem frühe Nuklearforschung am authentischen Ort besichtigt werden kann. Wir riskieren eine angemessene Dosis. Als wir wieder an der Sonne sind, steht sie schon tief.



    Für die Übernachtung finden wir nahebei einen kostenlosen Stellplatz. Am Rande des Parkplatzes wurden sechs Buchten mit weißen Strichen und Schildern abgeteilt. Zwei Mobile stehen bereits da. Dazwischen sind noch zwei Plätze frei, rechts zwei weitere. Wo hinstellen? Die Stromsäule steht ganz links. Bis zur letzten Parzelle ganz rechts könnte es knapp mit dem Kabel werden. Wir fahren deshalb links neben den TI und stellen uns so weit es geht an den linken Begrenzungsstrich. Zum Nachbarn bleibt über eine Wagenbreite Abstand. Kurz nach dem Foto springt der Motor des TI an, er rollt rückwärts von den Keilen und parkt genau eine Parzelle weiter rechts wieder ein. Wie ein Huhn das auf der Stange ein Stück wegrutscht, weil es vom Nachbarhuhn gehackt wurde. Haben wir aber nicht. Nicht geschrien, nicht getobt, keine Ausrüstung herumgeworfen, nichts hingeschüttet, nichts angezündet, (noch) nicht geschnarcht. Wir grübeln, was wir wohl falsch gemacht haben. Unsere Schiebetür wird flüsterleise von einem kleinen E-Motor eingerastet. Das kann es also auch nicht gewesen sein. Scheinbar liegt das unsichtbare Problem nicht bei uns, sondern beim Nachbarn.



    Die Stromsäule hat sechs Steckdosen, die für einen Euro acht Stunden Strom abgeben. Wichtig, dass man zunächst per Drehschalter die gewünschte Dose wählt und danach erst die Münze einwirft. Nur welche Dose? Andere Stromsäulen mit Abrechnung nach Kilowattstunden sind mir eigentlich lieber. Auf den Anschlüssen ist dort oft noch ein kleines Restguthaben vom Vorgänger. Damit kann man gut testen, ob die betreffende Steckdose überhaupt funktioniert. Bei diesem Ding hier muss man blind raten. Der Hinweis auf 1500 Watt Maximalbelastung ist gut gemeint, verhindert aber nicht, dass mancher Vorbenutzer mit Heizlüfter, Kaffeemaschine oder Riesenföhn trotzdem die Sicherung durchknallt. Man sieht es den Anschlüssen nicht an und kommt auch nicht an die eingekerkerten Sicherungsautomaten, um sie wieder einzuschalten. Wer sich dann als nächster nach dem Kaputtmacher anschließen will, ist angeschmiert. Man merkt es erst, nachdem der Euro schon gespendet ist. Wir haben „Glück“, bereits die zweite Steckdose funktioniert.



    Auf der anderen Straßenseite liegt ein großes Freibad. Das wird aber nur im Sommer betrieben. Gleich neben dem Stellplatz befindet sich die Feuerwache. Heute gibt es keinen Alarm. Als die letzten spielenden Kinder heimgegangen sind, herrscht himmlische Ruhe.



    Feuerwehr und Schwimmbad sind naturgemäß Wasser-Großverbraucher. Da sollte etwas Trinkwasser für ein paar Womos auch möglich sein. Tatsächlich steht dazu am Rand des Platzes eine guterhaltene ST-SAN bereit. Am Bändel hängt ein Zusatztrichter für schwer erreichbare Ablässe. Nettes Gimmick, brauchen wir aber nicht. Vorne klebt ein aufwändig gefrästes Dauerschild "Wintermonate Wasser abgestellt". Klar, Frostgefahr. Offiziell endet der Winter im März. Wir haben jetzt schon April und seit Wochen herrschen Plusgrade. Sollte also eigentlich fließen. Ich probiere die verschiedenen Hähne und Knöpfe. Da fließt erst mal nix.



    Um den Münzschlitz an der Rückseite verraten Spuren, dass er anscheinend im Winter zugeklebt war. Nun ist er freigelegt. Neue Hoffnung keimt auf. Soll ich einen Euro riskieren? Ich tu es. Klick… doch kein Wasser! Mist! Hoffentlich hat wenigstens die Feuerwehr welches und das Schwimmbad, sobald dieser schwäbische Winter amtlich beendet wird.



    Wieder was gelernt. Da der Platz ansonsten gebührenfrei ist, sind zwei Euro halbfreiwillige Spende aber zu verschmerzen.


    J+J


    (PS: Exemplarisches Beispiel. Bitte keine offene Nennung von Stellplatznamen o. Ä.)

    In der Hecke



    Herbstlicher Besuch der Campingmesse 2014 in der Landeshauptstadt. Die erste Nacht stehen wir mit dem nagelneuen Pössl auf einem Großparkplatz direkt neben dem Messegelände. Am zweiten Abend suchen wir jedoch einen richtigen Stellplatz mit Wasser und Strom. In einem Wohngebiet am Stadtrand werden wir fündig. Wir kommen unangemeldet. Der Betreiber empfängt uns trotzdem bereits in der Einfahrt. Eigentlich wäre er schon voll belegt, aber ganz hinten links in der letzten Ecke könnten wir noch hinpassen. Wie gut, dass der Kasten so kurz ist.



    Der Platz ist in mehreren Terrassen angelegt, die Böschungen als Steingärten und Blumenrabatten gestaltet. Drumherum Büsche und mannshohe Hecken. Wir quetschen uns auf den zugewiesenen Fleck hauteng an die Hecke dicht vor einen Klaufix. Eine Baustelle mit Erdarbeiten. Hier werden offenbar noch weitere Parzellen in den Hang gebaggert. Heute egal, wir wollen hier nur eine Nacht bleiben. Hauptsache es gibt Strom. Dieser Platz bietet Überraschendes. Familiäre Atmosphäre, Saunabad, Brötchenversorgung mit zig Sorten, ausführliche persönliche Beratung über mögliche Freizeitaktivitäten usw. Die gesamte Infrastruktur ist liebevoll selbstgebastelt. Erst am nächsten Morgen realisiere ich, dass wir direkt vor der V/E platziert wurden.



    Sie ist minimalistisch in die Hecke integriert, wie die Geräteablage eines Kleingärtners. Man könnte sie glatt übersehen. Holzpfähle, Wasserhähne und Steckdosen sind ja in Gärten nichts Besonderes. Feuerlöscher – vorbildlich, aber nicht ungewöhnlich. Beleuchtung – warum nicht. Wäre da nicht das Körbchen mit der Klobürste. Und wieso hat der Gärtner da unten sein Mittagessen abgestellt? Man muss schon genau hinsehen. Der vermeintliche Suppentopf deckelt den Einfüllschacht für die Klokassetten.



    Das Gesamtkunstwerk erinnert ein bisschen an eine Skulptur von Lyonel Feininger und kommt ganz ohne Münzautomaten aus. Wie richtige Kunst ist es aber nicht gratis zu haben. Nutzt man das Angebot, wird die verführerisch niedrige Stellplatzgebühr (7,50€) ganz fix zweistellig. Strom pro Tag 1,50 €, Kassette ausleeren 1,50 €, Grauwasser ablassen 1,50 €, Frischwasser auffüllen ebenfalls 1,50 €. Kasse des Vertrauens? Nicht ganz. Ringsherum starren Kameras, dass jeder die Spielregeln brav einhält. Die Überwachungstechnik schreckt hoffentlich auch böse Buben ab. An den Masten hängen keine Attrappen. In der Rezeption kann man die Bildschirme sehen. Wir sind trotzdem dankbar für die freundliche Aufnahme und die sehr ruhige Nacht.


    Nachsatz.

    Die Platzgebühr hat inzwischen kräftig angezogen. Der Suppentopf steht nun durch ein zusätzliches Rohrknie etwas höher und leicht schräg. Auf Bildern im Netz scheint ein Schloss dran zu hängen. Geblieben ist der Charme und die gärtnerische Anmutung der Anlage.


    J+J


    (PS: Exemplarisches Beispiel. Bitte keine offene Nennung von Stellplatznamen o. Ä.)

    Rote Ecke


    Am späten Nachmittag kurz hinter Kristiansand werden wir gestoppt. Ein großer Felsbrocken soll auf die Straße gestürzt sein. Unpassierbar. Beim nächsten Kreisverkehr müssen wir umdrehen. Damit sind alle Pläne für den Rest des Tages hinfällig.



    Um die Vollsperrung zu umgehen, weichen wir nordwärts ins Landesinnere aus. Viel Natur, ab und zu kleine Häuschen. Die Straßen werden immer schmaler und schlängeln sich malerisch an Felsen und Seen entlang. Im Sonnenschein wäre das eine Traumstraße. Leider regnet es immer stärker. Schwere Wolken verdunkeln den Himmel. Man erkennt kaum noch was. Einen Mittelstrich gibt’s schon lange nicht mehr. Einmal überholt uns ein kleiner PKW in halsbrecherischem Tempo an einer völlig unmöglichen Stelle. Hoffentlich kommt jetzt kein dicker Brummer von vorne. Weit und breit immer noch keine Übernachtungsmöglichkeit zu sehen.



    Gegen Sonnenuntergang erreichen wir einen größeren Fluss und unerwartet taucht ein Campingplatz auf. So ein Glück. Blinker links. Die Rezeption ist noch besetzt und einen freien Platz gibt es auch.



    Vor der Weiterreise am nächsten Morgen entdecke ich diese kunstvoll gezimmerte Holzecke aus der roten Phase des unbekannten Künstlers. Eine kantige Schnecke aus Balkonverkleidung winkelt sich rechts herum eingerollt auf das zentrale Ziel hin. Der kontrastierende helle Deckel am glitzernden Kettchen zieht unweigerlich den Blick des Betrachters auf sich. Ein alter Stiefelknecht und eine lange Strebe stützen das Einfüllrohr gegen Umfallen und brechen mit ihrer schrägen Anordnung die rechtwinklige Strenge. Nach unten begrentzt eine kleine Plattform das Geviert. Doch halt, nicht gänzlich schließt sie den halb umfriedeten Raum. Der Erbauer hat zu zwei Wänden einen fußbreiten Abstand gelassen. So bekommt das mahnende Wort: „Distanz!“ gegenständlichen Ausdruck. Miniwaschbecken und Flüssigseife lockern mit gerundeten Umrissen und bunten Farbtupfen wohltuend die Eckigkeit des Ensembles. Kreuz- und Querinstallationen schlängeln sich in natürlichen Biegungen über die Wände. Der Spülschlauch hat den Kontakt dazu verloren und lugt verschämt aus seinem Versteck. Um dem friedlichen Stillleben etwas Spannung zu geben, balanciert ein Badutensil in schreiendem Pink auf der Kante des Geländers. Nur ein kleiner Schubs, schon würde es herunterfallen…



    Alles Notwendige ist vorhanden und wenn der Spülschlauch wieder angeschraubt wird, funktioniert es vermutlich wunderbar. Wir haben es aber nicht ausprobiert.


    J+J


    (PS: Exemplarisches Beispiel. Bitte keine offene Nennung von Stellplatznamen o. Ä.)


    Für Heber



    Es geht Richtung La France am Rhein entlang. Der angepeilte Stellplatz nahe dem Flussübergang ist voll belegt, also weiter auf einen etwas abseits gelegenen Ausweichplatz. Hier ist noch was frei. Wir fädeln uns vor einer haushohen Hecke ein und entdecken beim Aussteigen, dass Irgendwer uns den roten Teppich ausgerollt hat. Die Gummimatte liegt schon länger, hat bereits Moos und Flechten angesetzt.





    Ein bisschen Wiese wäre uns eigentlich lieber, aber hier gibt’s sonst nur Beton. Könnte natürlich auch eine spezielle Methode der Platzreservierung sein. Ich frage beim Nachbarkasten, ob man mit Vertreibung zu rechnen habe. Dieser hat auf dem Platz noch keinen Stammgast mit Sonderrechten gesehen. Abends käme eine Kassiererin. Die wird’s wissen. Wir wollen nur übernachten. Also bleiben wir erst mal so stehen.





    Es kommt keine Kassiererin. Im Aushang steht eine Telefonnummer. Ich wähle sie an, aber niemand hebt ab. Auch am folgenden Morgen kommt keine Bezahlmöglichkeit in Sicht. Hinter dem Schuppen gibt es eine V/E und wir hätten gerade dringend eine nötig. Laut Aushang ist Entsorgen kostenlos.





    Ein weiterer Aushang informiert, dass die „…Wassersäule beschädigt ist und man Wasser aus einem Anschluss im Keller bekommen kann. Bitte Bescheid sagen!“ Nur wem? Niemand da. Ich rufe laut: „BESCHAHAID!“ Keine Reaktion.



    Die Hygienja wurde offenbar kürzlich aufgebrochen und dabei der Hahn abgerissen. Jemand hat einen gewöhnlichen Wasserhahn angeschraubt. Vielleicht funzt sie ja nun wieder? Richtig geraten. Sie schluckt den Euro und gibt Wasser. Dieser Aushang ist also veraltet.





    Wohin nun mit der grauen Box? Der großformatige Hinweis an der Wand ist nicht zu übersehen, aber missverständlich. Gemeint ist natürlich nur der Inhalt der Kassetten. Das Zeug in ein Regenrohr zu kippen, erfordert irgendwie doch ein bisschen Überwindung. Gut erkennbar, dass aus dem gleichen Rohr kurz über der Einfüllstelle das Regenwasser für das grüne Fass abgezweigt wird. Pikante Kombination.





    Leicht erhöhte Einfülltrichter sind eigentlich ganz nett. Man schont den Rücken. Dieser hier liegt aber so hoch, dass es schon wieder anstrengt. Man muss die Kassette bis in Brusthöhe lupfen und dann mit der rechten Hand bis Augenhöhe einseitig ankippen. Dabei im richtigen Moment den gelben Knopf drücken. Unsere Box ist ordentlich gefüllt und ich fürchte, das dicke Rohr aus den dünnen Blechschellen zu reißen. Besser man hält sie frei ohne sie auf den Rohrrand aufzustützen. Gutes Training für Gewichtheber. Hantel anheben und umsetzen, kurze Verschnaufpause dann Gewicht ausstoßen bis zur Hochstrecke. Es geht alles gut und nichts daneben. Versuch gültig. Alte Kleckse an der Wand zeigen, dass das nicht immer so klappt.





    Ein weiterer Aushang verrät, wie die Spülung funktioniert.





    Dumm nur, dass es längere Zeit nicht geregnet hat und sowohl die Gießkanne als auch die Regentonne völlig leer sind. Man könnte Trinkwasser aus der Hygienja nehmen. Das Grauwasser muss aber eh noch abgelassen werden und es ist ebensogut als Spülwasser geeignet. Gut, wenn man für diese Verrichtung einen Eimer dabeihat. (Der Trick, wie man es direkt in die Box umfüllen kann, war mir zu diesem Zeitpunkt noch nicht bekannt.)




    Immer noch niemand zum Kassieren da. Wir versuchen es ein weiteres Mal mit der Telefonnummer. Fehlanzeige. Der Kastennachbar bietet augenzwinkernd an, unsere Stellplatzgebühr aufzubewahren und am Abend zu übergeben. Ja klar, also nee… *grins* Mit ein bisschen schlechtem Gewissen und dem Vorsatz später mal wiederzukommen, lichten wir gegen Mittag den Anker.


    J+J


    (PS: Exemplarisches Beispiel. Bitte keine offene Nennung von Stellplatznamen o. Ä.)

    Memories


    Ein Campingplatz in Meck-Pom. Wir kennen ihn noch aus alten Zeiten. Er war einst der Beste weit und breit. Jeden Sommer voller Leben. Heute sogar Anfang August bei Traumwetter nur eine verschlafene Laubenkolonie. Die begehrten Parzellen mit Seeblick von Kleingärtnern blockiert - die aber kaum da sind. Fremde Urlaubsgäste und durchreisende Womos kriegen hintere Plätze weit weg vom Wasser.



    Kein einziger Badegast auf der Liegewiese. Früher war hier den ganzen Sommer ein professioneller Rettungsschwimmer im Einsatz – und hatte stramm zu tun. Heute gähnende Leere auf dem malerischen See. Die Boote der Dauercamper selten benutzt hinter Gittern weggesperrt. Wir erinnern uns an Flotten von Poucher Faltbooten die seinerzeit auf dem Wasser herumwimmelten. Damals wurden hier kleine Regatten ausgesegelt, Neptunfeste und Hochzeiten gefeiert. Der Platz hatte eine eigene Kaufhalle, ein eigenes Kino und eine eigene Poststelle. Ein Pferdewagen mit einem uralten Gaul, ein motorisiertes Taxi und ein kleines Fahrgastschiff pendelten zur Stadt. Niemand von uns ahnte, dass sich gleich auf dem Nachbargrundstück die Stasi einquartiert hatte. Lange her.



    Damals gabs hier noch keine Wohnmobile. Wir reisten mit der Bahn und Riesengepäck oder mit Motorrad und Zelt, später mit Trabbi und Klappfix an. Inzwischen hat man sich auf die Womos eingestellt. Vor der Einfahrt wurde ein kleiner Stellplatz eingerichtet und eine V/E­-Anlage gebaut, funktional und osttypisch langlebig. Der massive Bodeneinlass fürs Grauwasser ist in eine schmale Asphaltfläche eingebettet. Leicht wellig geteert wie Honeckers Waldwege im Nossentiner Forst aber brauchbar.



    Unverputzt und stolz wie ein Chefsessel stemmt sich das selbstgemauerte Schwarzwasser-Becken mit kunstvoll gefliesten Oberseiten dem mecklenburgischen Wetter entgegen. Das rustikale Gemäuer hat zwar offene Fugen, dennoch umschließt es zuverlässig den edel glänzenden Trichter. Der gepanzerte Spülschlauch erlaubt nur kurze Feuerstöße. Man muss immer wieder auf den Abzug des Druckspülers drücken. (Wer damit einen Trinkwasserkanister befüllen will, braucht schon sehr viel Ignoranz.) Ein dicker Poller schirmt die ungeschützte Flanke des Ensembles gegen Verkehrsrowdys ab.



    Souverän wie ein Grenzpfahl ragt die Frischwassersäule aus dem Gras. Könnte ebenfalls ein Eigenbau sein. Der Münzprüfer ähnelt auffallend seinen Brüdern in den Duschkabinen. Der grüne Schlauch scheint noch relativ neu zu sein. Trotzdem, fremde Schläuche ignorieren wir konsequent. Aus gutem Grund schleppt man schließlich saubere Adapter und eigenes Schlauchgewürm mit sich herum.



    Mehr V/E braucht eigentlich kein Mensch. Einfach und robust wie ein Simson-Mokick.


    J+J


    (PS: Exemplarisches Beispiel. Bitte keine offene Nennung von Stellplatznamen o. Ä.)

    Lieber Poly,

    Deine „historischen“ Aufnahmen zeigen nicht den aktuellen Standard des Stellplatzes ...

    Hallo Chopper, ;-)

    richtig, die Bilder sind von 2015. Steht im ersten Satz. Deshalb gibt's auch keine Ortsangabe. Es ist eine exemplarische Momentaufnahme.

    Liebe Grüße vom Poly

    Am Elbufer


    Im Frühjahr 2015 übernachten wir zum ersten Mal auf diesem Platz am rechten Ufer der Elbe. Man kann hier auf mehreren Terrassen in unterschiedlicher Höhe stehen. Auf dem ummauerten „Balkon“ gibts elektrischen Strom und in der vorderen Reihe sogar freie Sicht auf den befahrenen Strom. Unten am Elbweg fehlen Steckdosen, oben auf der Hochebene fehlt der Elbblick. Dort stehen ein paar Miethütten (im Moment alle leer), daneben finden wir einen freien Platz.



    Gleich nebenan sind drei Pflanzringe und eine Gehwegplatte aus dem Gartenbedarf zu einer kleinen Säule aufeinander gestapelt. Die Elektroinstallation sieht akzeptabel aus. (Immer nett, wenn der Camper notfalls selbst an die Sicherungen herankommt.) Zweifel habe ich nur an der Pressspanplatte. Es funzt, aber wie lange wird das halten?



    Sehr provisorisch wirkt auch der Sanitärcontainer. Und wozu liegt hier so ein Haufen Bambusrohre? Spielgeräte? Dekomaterial? Ökoexperiment? In Asien wurde Bambus früher für provisorische Wasserleitungen verwendet. (Die Thüringer Wasserwirtschaft buddelt auch noch ab und zu alte aber voll funktionsfähige Holzröhren aus, durch die schon seit Ewigkeiten Wasser fließt.)



    Sehr interessant der freie Blick auf die offene Installation an der Rückwand. Einige Teile sind mit Folie und Paketklebeband umwickelt. Das dürfte trotzdem kaum winterfest sein. Das Wasser im Herbst einfach abzudrehen, wäre keine akzeptable Lösung für einen Ganzjahresplatz.



    Für die Entsorgung gibt es im hintersten Winkel eine Plattform aus Ortbeton mit einem erstaunlich großen Rost. Den trifft auch der ungeübte Gelegenheits-Wohnmobilist leicht. Die erweiterte Öffnung in der Mitte ist für die Kassetten. Aber ob der Riesenrost auf Dauer den tonnenschweren Reisemobilen standhält?



    Die Säule mit den Wasseranschlüssen besteht – stilistisch konsequent – wieder aus Pflanzringen vom Gartenmarkt. Keine schlechte Idee. Der Wasserzulauf im inneren der Betonröhre kann gut mit Dämmstoffen umhüllt und dadurch einigermaßen frostfrei gehalten werden. Nur das Holzdach ist ein Stilbruch. „Sauberes Trinkwasser“ gibt’s aus dem vorderen Hahn. Dazu muss man Geld in eine Münzbox werfen, die für begrenzte Zeit ein Magnetventil öffnet. Noch vor dem Magnetventil ist hinten seitlich ein weiterer Hahn angeschlossen, aus dem also jederzeit auch ohne Geldeinwurf gezapft werden kann. Dieser ist jedoch nur für die Kassettenspülung gedacht.



    Ob jeder die Warnung auf dem Zettel liest und auch beachtet? Ob der gelbe Schlauch tatsächlich nur in den Rüsseln der Klokassetten hängt, oder doch ab und zu in einem Trinkwasserkanister? Geiz ist geil und Bakterien oder Viren gibt’s doch gar nicht …



    Zwei Monate später


    Im Sommer sind wir wieder da und stellen kleine Veränderungen fest. Unten am Elbweg lehnt eine große Pressspanplatte mit zehn Steckdosen am Baum. Schnell wegzuräumen, falls die liebe Elbe mal wieder aus ihrem Bettchen hochklettert. Die monströse Anschlusstafel ist gut gemeint, aber es haben nur wenige Womos was davon. Der Weg mit den Parzellen zieht sich hin und so lange Kabel, dass es bis zum Ende reicht, schleppt keiner mit.



    Die Entsorgungsplattform sieht unverändert aus. Das riesige Gitter zeigt wider Erwarten doch keine Verformungen. Hab mich geirrt. Solide Sache.



    An der Wassersäule hängt immer noch der gleiche Zettel, aber die alte Warnung läuft ins Leere. Es gibt gar keinen Spülschlauch mehr. Der zweite Hahn mit dem Gratiswasser ist verschwunden. An seiner Stelle wurde ein schwarzes Rohr nach Weiß-der-Geier-wohin fest angeklempnert. Wie spült man nun die Kassette nach? Wir verzichten hier lieber aufs Frischwasser.



    Im Internet kann man nachlesen, dass weiterhin innovativ an dem Stellplatz gebastelt und improvisiert wird. Mehr Stromanschlüsse, Geländer, Skulpturen als Lampenhalter usw. Für kurze Zeit war er sogar „Platz des Jahres“. In jüngerer Zeit mehren sich leider die schlechten Kritiken.


    J+J


    (PS: Exemplarisches Beispiel. Bitte keine offene Nennung von Stellplatznamen o. Ä.)

    Wie es begann


    Daheim kommt das Wasser wie Zauberei aus dem Hahn und verschwindet nach Gebrauch in der Keramik. Aus den Augen aus dem Sinn. Beim Wohnkasten ist das etwas komplizierter. Wer erstmalig eigenhändig eine klassische Womo-­Entsorgung durchgezogen hat, vergisst das lange nicht. Frischwasser, Abwasser, Toilettenkassette. Alles gut, man atmet auf, das Leben kann weiter gehen (wenigstens bis zum nächsten Pitstop).


    Der erfahrene Kastenreisende freut sich dann immer wieder aufs Neue, sobald er auf fremden Plätzen den feuchten Winkel entdeckt und in gebrauchsfähigen Zustand vorgefunden hat. Die meisten haben auch keine Probleme damit, die eine oder andere Münze zu opfern, sofern alles problemlos genutzt werden kann. Gibt es Probleme, sieht die Geschichte anders aus. Selbst professionell gebaute Anlagen können einem die Verrichtungen manchmal ganz schön verleiden.


    Auf Reisen in unbekannte Gegenden erlebt man gelegentlich besondere Überraschungen. Manche Betreiber von Stell­- oder Campingplätzen basteln sich Anlagen, da muss man einfach den Fotoapparat zücken. Die meisten davon funktionieren sehr gut, manchmal besser als teure Profitechnik, manchmal aber auch nicht.


    Unsere erste Begegnung mit Stellplatztechnik hatten wir auf einer Testfahrt im ausgeliehenen Kasten. Vormittags Wasserkuppe mit viel Nebel und wenig Flugbetrieb ergo Museumsbesuch.



    Nachmittags hinunter zum Main. In der Einfahrt grüßte breit und behäbig eine uralte HolidayClean. Als hätte sie schon immer dort gestanden, war sie bereits in die Umgebung „eingeheilt“.



    Man zahlte da auch gleich die Stellplatzgebühr. Fünf Euro – waren das noch Preise! Der Kartenschlitz täuschte leider. Er war unbenutzbar verklebt.



    Hier konnte man lediglich Münzen einwerfen und bitte nur die großen, damit sich der Betreiber bei der Leerung keinen Bruch hob.



    Zunächst hatten wir überlegt, das Minibad im Leihkasten gar nicht zu benutzen und nur auf Campingplätze zu gehen. Aber wenn schon Probekasteln dann mit allen Facetten. Die Säule sah vertrauenswürdig aus. Also ran. Die großen Pfützen davor hätten mich eigentlich warnen sollen.



    Sauber einparken. Hahn auf. Das Duschwasser fand seinen Weg wunderbar in den Gulli vor der Anlage. Deckel auf. Kassette in den Trichter reinkippen. Ebenfalls kein Problem. Und nun? Da stand was von Spülung. Also zack Hebel herum. Es war die Trichterspülung. Das Wasser schoss mit großem Druck aus allen möglichen Richtungen in den Blechtrichter und bevor ich den Deckel zuklappen konnte, hatte sich ein dichter Sprühregen über die Umgebung verteilt. Da gab es doch noch eine zweite Spülung. Aha hier musste man offenbar die Kassette davorhalten. Zack. Der Strahl knallte mit Wucht in den Rüssel, prallte innen an den Rohrwindungen ab und kam zum großen Teil gleich wieder oben raus. Bis es mir gelang, die Kassette in eine Stellung zu bringen, bei der wenigstens ein Teil des Wassers drinblieb, waren die Klamotten bis Kniehöhe schön gesprenkelt. Wäre eben doch besser gewesen, vorher die Gebrauchsanweisung zu lesen.



    Inzwischen haben wir viele Holiday­Clean benutzt. So einen hohen Wasserdruck erlebten wir nie wieder. ;-)


    J+J


    (PS: Exemplarisches Beispiel. Bitte keine offene Nennung von Stellplatznamen o. Ä.)

    Falls keiner was dagegen hat, hol ich mal den alten Faden wieder hoch.



    Preisgekrönte Perfektion.


    Auf halbem Weg zwischen Nordsee und Sweet-Home suchen wir nach einem Übernachtungsplatz. Suchkriterium: ein fußläufiges Ausflugsziel für einen schönen Nachmittagsspaziergang. Die Osmand-Karte zeigt eine Burgruine mit Aussichtsturm 200 m Luftlinie vom Stellplatz entfernt. Na, das wär doch was. Wir verlassen die A44 und nehmen Kurs auf den Platz.



    Die Burgruine über dem Ort ist nicht zu übersehen und der Weg zum Stellplatz prima ausgeschildert. Schon bevor man da ist, wird deutlich: das ist ein Platz nur für Womos! Bedrohliche Sperrschilder verwehren jeder anderen Fahrzeuggattung die Einfahrt. Die Stellflächen sind sauber geschottert und haben genug Abstand. Stromsäulen stehen in Reichweite. Alles ziemlich neu. Ein paar kleine Bäumchen im Gelände sind noch zu jung, um Satschüsseln zu beschatten. An einer Hütte finden wir Sitzgelegenheiten mit Tisch und Blümlein für zwanglose Sozialkontakte auf „neutralem Territorium“. Unter dem breiten Hüttendach stehen regengeschützt die wichtigsten Bezahlautomaten.



    Eine Nacht kostet 10 Euro. Man kann mit Karte, Schein oder Münzen bezahlen. Sehr erfreulich, wenn man gerade von einem Nordseeplatz kommt, der doppelt so teuer aber nur halb so gut ausgestattet war.



    Rechts daneben der zentrale Stromautomat mit Touchscreen. Auch hier kann man Klimpergeld in vielfältiger Stückelung einsetzen und endlich mal das Portemonnaie verschlanken. Die vorsorglich gesammelten großen Münzen bleiben unberührt.



    Links eine Box für den Brötchenservice, der morgens auch Konfitüre und Wurst frei Womo liefert. Hinter der Hütte stehen einige Fahrräder zum „Ausborgen“. (Man darf tatsächlich gratis damit losradeln.) Es gibt saubere Toiletten und einen Verschlag mit verschiedenfarbigen Kästen zur Mülltrennung.


    Dieser Stellplatz „passt“ wie ein Maßanzug. Alles ist an der richtigen Stelle und so wie es der Camper mag. Auf einem großen Aushang stellt sich die Betreibermannschaft mit Bild und Namen vor. Das Ganze ist ein privates Gemeinschaftsprojekt von mehreren Familien mit eigener Campingerfahrung.



    Ein paar Schritte hinter der Hütte beginnt der Aufstieg zur Burg. Etwa 60 Höhenmeter sind zu „bezwingen“. Der Pfad schlängelt sich heftig, so dass es am Ende doch 800 Meter Strecke sind. Unterwegs hat man von einer Felskanzel schöne Aussicht auf den Stellplatz. Weiter oben warnen Schilder, nicht den Weg zu verlassen. Auf dem Berg gibt’s einen Bogenparcours und im Wald fliegen bisweilen die Pfeile.


    Die Burgruine ist offen zugänglich. Man kann in den finsteren Gewölbekeller absteigen und über rustikale Leitern auf den Burgturm klettern mit freiem Rundblick über Städtchen und Tal bis zum Habichtswald. Die Sonne steht schon tief und meine Knipserei dauert wieder mal viel zu lange. Bis wir wieder unten am Kasten sind, wird es allmählich dunkel.



    Am leicht verregneten Folgetag nutzen wir auch die V/E. Das gediegene Ensemble in Edelstahl lässt kaum Wünsche offen. Eine lange Grauwasserrinne erspart umständliches Vor- und Zurückrangieren. Naja, ich stehe etwas daneben, aber das überbrückt der kurze Schlauch.



    Zwei Stahlkästen strecken dicke Röhren in die Höhe, in die man die Kassette spritzerfrei und ohne Rückenschmerzen reinkippen kann. Spülwasser ist umsonst. Damit niemand in Versuchung kommt, dort Kaffeewasser zu zapfen, sind die Spülanschlüsse dicht neben den Einfüllröhren platziert. Angewandte Psychologie.



    Trinkwasser gibt’s in angemessenem Abstand zu üblichen Preisen in großen oder kleinen Portionen. (Brauchen wir heute nicht.) Der Wasseranschluss ist bereits mit einem Gardena-Adapter ausgerüstet. Warum er allerdings nach vorne verdreht und mit diesem Schlauchstummel präpariert wurde…? Gewöhnlich wird mit allen Tricks versucht, die Trinkwasserhähne gegen den Missbrauch als Kassettenspülung zu wappnen. Der untere Blechbügel zeigt an, dass das ursprünglich hier auch so war.



    Im Internet kann man erfahren, dass es in der Stadt früher einen anderen Stellplatz gab, einen Großparkplatz ohne Infrastruktur. Beliebter Jugendtreff mit lauter Musik und Autokorso. Wir sind schon mal um Mitternacht von einem ähnlichen Platz geflüchtet.


    Wie schön, dass es hier nun so einen angenehmen Platz gibt. Er wurde bereits in Campingzeitschriften gewürdigt. (Stellplatz des Monats, Sonderpreis der Jury)


    Neueinrichter aller Nationen: schaut auf diesen Platz!

    J+J

    (PS: Exemplarisches Beispiel. Bitte keine offene Nennung von Stellplatznamen o. Ä.)

    Kleingeld


    Wir haben die Abendfähre noch erwischt und erleben eine Überfahrt mit romantischem Sonnenuntergang. Genau als das letzte rotgoldene Schnipselchen am Horizont verschwindet, ruft die übliche Lautsprecherdurchsage alle Autofahrer wieder nach unten in ihre Wagen. Großartiges Timing!



    Keine Lust heute noch in die Nacht hinein weiterzufahren. Also wird der nächste Stellplatz angelaufen. Der ist genau auf solche Kunden eingerichtet. Willkommen in der Heimat. Niemand mehr in der Rezeption. Bezahlautomat? Kartenzahlung? Fehlanzeige! Man soll die Gebühr in Bar und abgezählt in einen beschrifteten Umschlag stecken und in den Briefschlitz werfen. Aber gerne. Unser Problem: wir habens nicht passend. Nur noch einen großen Schein. Halt, im Handschuhfach liegt doch das Schlüsseltäschchen mit all den kleinen Münzen, die sich über die Zeit angesammelt haben. Ich baue messing-kupferne Türmchen auf dem Dinettentisch und tatsächlich - es reicht gerade so. Mit schwerem Plumps landet der dicke Umschlag im Briefkasten. Ehrlich schläft sichs besser. Außerdem hat die Gewichtseinsparung auch ihre Vorteile.


    Am nächsten Morgen werden wir von merkwürdigen Düften geweckt. Ich mache einen Spaziergang und entdecke schnell die Ursache. Der Stellplatz ist ein Bauernhof und direkt nebenan in Riechweite und Windrichtung logiert ein halbes Dutzend quieklebendige Sparschweinchen.



    Es fehlen ihnen nur die üblichen Schlitze auf dem Rücken. Die finden sich gleich nebenan. Das Servicehaus könnte früher eine Scheune gewesen sein. Jetzt beherbergt es die Spülküche.



    Große Schilder über den Spülbecken erklären wie es funktioniert. Ich gehe davon aus, dass heißes Wasser gemeint ist. Leider hab ich kein Zehnerle mehr, um das zu testen. Die sind gestern Abend alle mit durch den Briefschlitz gerutscht.



    Die dazu gehörenden Münzautomaten sind wie kleine Panzerschränke in die rückwärtige Mauer eingelassen. Man sollte auf die Nummerierung achten, sonst bezahlt man das Spülwasser für den Nebenmann.



    Draußen gibts noch mehr Wasserhähne mit Wandsafe-Sparbüchsen. Alles sehr ordentlich beschriftet, aber ob es immer der Wahrheit entspricht?



    Der rechte Hahn hat ein Zollgewinde für Gardenanippel, an dem man seinen eigenen Schlauch anschließen könnte. Aber wieso kostet das kalte Wasser hier draußen genauso viel, wie das heiße Spülwasser drinnen? Ob die versprochene Menge überhaupt stimmt? Zusätze wie "circa", "etwa" oder "ungefähr" meinen selten einen Kundenvorteil.



    Aus dem linken Anschluss läufts auch ohne Münzen. Grauwasser? Ich könnte wetten, dass der kostenfreie Wasserhahn (ein zeitbegrenzter Druckspüler) hinter der Wand an die gleiche Trinkwasserleitung angeschlossen ist, wie der rechte kostenpflichtige. Der Bauer hat diesen Gedankengang vorhergesehen und versucht es mit Freundlichkeit. Erstmals wird das Wort "Bitte" verwendet. Sicherheitshalber hat er außerdem den roten Schlauch mit einer Schelle festgemacht. Falls doch jemand dran herumbastelt, kommt bestimmt gleich der Großknecht mit der Mistgabel um die Ecke und bekräftigt die Bitte.



    OK, es gibt auch ein paar Schlitze die nicht nach Münzen gieren. Einer wurde mit der Flex so weit vergrößert, dass hier auch ein Kassettenrüssel reinpasst. An solchen einfachen Einloch-Entsorgungen ist es schwierig zu kassieren.



    Aber man kann es ja mal versuchen. Der letzte Wandschrank ist deshalb eine Spendensammelbox. Im Text steht sogar ein vorauseilendes "Danke". Der desolate Zustand lässt Interpretationsspielraum. Ist sie so verrostet, weil sie kaum benutzt wird, oder weil so viele freiwillige Münzen den Lack beschädigt haben? Als Optimist glaube ich an das Gute im Campingfreund.



    J+J

    (PS: Exemplarisches Beispiel. Bitte keine offene Nennung von Stellplatznamen o. Ä.)